Petition "Better Birth Control"Verhütung soll nicht mehr nur Frauensache sein
Pille, Spirale, Hormonpflaster und Co.: Verhütungsmittel gibt es viele. Das einzige aber, das keine Nebenwirkungen hat, bleibt das Kondom. Alle anderen bieten zwar einen hohen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft, kommen aber ohne Hormone, eventuelle Migräne oder auch hohe Risiken wie Thrombosen nicht aus. Leidtragende sind dabei meistens die Frauen. Denn Verhütungsmittel für Männer gibt es kaum.
Fast jede zweite Frau in Deutschland, die verhüten möchte, wählt dafür die Pille – und das obwohl viele Nebenwirkungen der Hormonpräparate inzwischen bekannt sind. Das Problem ist, dass es zwar Alternativen gibt, doch auch die haben starke Nebenwirkungen. Gemeinsam ist ihnen: Es gibt sie nur für Frauen.
Mehr Verhütungsalternativen auch für Männer
Die Initiative Better Birth Control findet das unfair – schließlich haben vor allem Frauen mit den Nebenwirkungen zu kämpfen und müssen viel Zeit und Geld investieren. Gleichzeitig gibt es für Männer keine massentaugliche Alternative.
Deswegen hat die Initiative nun die Petition "Verhütung für alle besser machen" gestartet. Für alle meint: Nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer und nicht-binäre Personen.
"Im Grunde sind alle unzufrieden mit ihren Verhütungsmitteln. Ich würde sagen alle jungen Menschen unter 35 wollen, dass Verhütung besser wird."
Hinter der Initiative stecken die Studentinnen Jana Pfenning und Rita Maglio. Und sie sind nicht allein: Innerhalb von zwei Tagen haben bereits 23.000 Menschen die Petition unterzeichnet. Die jungen Frauen sprechen konkret die Politik und Pharmaindustrie an und fordern: Mehr Alternativen, mehr Aufklärung und vor allem mehr Mittel für die Entwicklung von neuen Verhütungsmethoden.
Forschung bleibt hinter Möglichkeiten zurück
Es gibt zwar viele Ideen und Ansätze für Verhütungsmöglichkeiten für Männer – auf den Markt hat es noch keine geschafft. Oft liegt das an den Nebenwirkungen oder es fehlt an Geld für klinische Studien.
So zum Beispiel die Testosteron-Spritze. Diese Verhütungsmethode klingt vielversprechend: Hierbei wird dem Mann einmal im Monat Testosteron gespritzt, so dass keine Samenzellen produziert werden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Rahel Klein. Die Studie wurde eingestellt. Der Grund: Viele der Männer klagten über Kopfschmerzen, Akne und Stimmungsschwankungen.
"Das sind alles Nebenwirkungen, die Frauen von der Pille oder von anderen hormonellen Verhütungsmethoden auch kennen. Da wird anscheinend mit einem anderen Maßstab gemessen."
Entwickelt wurde außerdem ein Gel, das in den Samenleiter des Mannes gespritzt wird und vorbeikommende Spermien abtötet, erklärt Rahel Klein. Das Vasalgel ist eine hormonfreie Methode, die zehn Jahre hält – und auch wieder rückgängig gemacht werden kann.
Oft fehlen Investoren
Clemens Bimek arbeitet außerdem schon seit über 20 Jahren an einem Samenleiterventil. Das wird ambulant in den Hodensack implantiert wird. Die Vorrichtung ist fertig entwickelt – es fehlt aber an Geld und Investoren um Studien durchzuführen und das Verhütungsmittel auf den Markt zu bringen.
"Die Pharmaindustrie scheint kein großes Interesse zu haben, dort viel Geld reinzustecken. Man muss auch sagen: Vor allem die Pille für die Frau ist für die Pharmaindustrie eine Gelddruckmaschine."
Eine Anti-Baby-Pille für den Mann: Auch darüber gibt es schon viele Studien, die aber noch ganz am Anfang stehen. Auch hier würde mittels Testosteron die Spermienproduktion gehemmt.
Jana Pfenning sieht auch hier die Pharmaindustrien in einer größeren Verantwortung. Denn hier fehle das Interesse Geld in die Entwicklung einer solchen Pille zu stecken. Schließlich sei die Pille für die Frau bereits eine regelmäßige und große Einnahmequelle für die Hersteller.
Mangelnder Wille in der Politik
Aber nicht nur in der Pharmaindustrie, auch in der Politik mangelt es an Willen, meint Jana Pfenning. Das lässt sich ihrer Ansicht nach auch leicht erklären: Für die meisten Menschen ist Verhütung ein Thema, wenn sie jung sind. Für die meisten Parlamentarier dürfte das allerdings nicht mehr zutreffen. Sie findet: Umso mehr sollten junge Menschen ihre Interessen sichtbar machen.