Tina Güntner und Daniel RödelLeben im "Heiligen Tal" der Inka auf 3.000 Metern Höhe
Inmitten der Anden, im Valle Sagrado, leben Tina Güntner und Daniel Rödel im Bergdorf Písac. Um sie herum erstrecken sich weite Landschaften, auch die weltberühmte Ruinenstadt Machu Picchu ist ganz nah.
Wenn Tina und Daniel aus ihrem Fenster schauen, blicken sie auf alte Ruinen der Inka. Die beiden haben sich vor einigen Jahren entschieden, ihr Leben in der Schweiz gegen eines im "Heiligen Tal" der Inka einzutauschen – beziehungsweise sind sie vielmehr im Valle Sagrado gestrandet, erzählt Tina.
Bevor sie das peruanische Bergdorf Písac zu ihrem neuen Zuhause erklärten, reiste das Paar zusammen mit seinen drei Kindern in einem umgebauten Camper durch Südamerika. Ihr Plan war es, ein Jahr lang Südamerika zu entdecken und dann wieder in die Schweiz zurückzugehen. Aus dem einen Jahr Reisen wurden zwei. Und dann blieben sie einfach in Peru.
"Wir haben hier alle Freiheiten. Wir leben natürlich in einer kleinen Blase, aber wir sind hier oben in unserem Bergdorf, und uns geht es super."
Seitdem leben sie mit ihren Kindern, Pferden, Katzen und Hunden auf etwa 3.000 Metern Höhe, umgeben von Bergen und Feldern, auf denen die Einheimischen Mais, Quinoa und verschiedene Kartoffelsorten anbauen. Mit vielen von ihnen haben die Auswanderer über die Jahre ein enges freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, sagen sie.
"Wir sind hier für ein paar einheimische Familien mittlerweile wie Familienmitglieder, und auch andersherum betrachten wir das so."
Einige Indigene aus den Bergdörfern um Písac arbeiten mit den beiden Deutschen auch für ihr kleines Unternehmen Pacabamba zusammen. Darüber verkaufen Tina und Daniel Pullover, Mützen und Handschuhe aus Alpaka-Wolle, die Einheimische unter anderem stricken und färben.
Das Abenteuer leben
Für die Familie fühlt sich der Schritt, nach Peru zu gehen, auch Jahre später weiterhin gut an. Besonders Tina genießt das Abenteuer. In Daniel kommen manchmal Zweifel auf, vor allem, wenn die Familie vor einem Hindernis steht: "Das Leben hier ist auch nicht nur ein Rosengarten. Ich denke schon oft mal nach, was gewesen wäre, wenn man in Deutschland geblieben wäre oder in der Schweiz. Wenn man den Weg der vermeintlichen totalen Sicherheit gewählt hätte, statt das Abenteuer", erklärt er.
Gerade während der Corona-Pandemie sei das spürbar. Das Virus hat die Menschen in Peru schwer getroffen. Im Sommer 2020 zählte Peru zu den Ländern mit den höchsten Sterberaten der Welt. Die Corona-Maßnahmen der peruanischen Regierung waren deshalb umso strikter mit Kontakt- und Ausgangssperren, die über Monate anhielten. Viele der Menschen haben durch den Lockdown alles verloren, erzählt Tina.
Im Gespräch mit Anna Kohn erzählen Tina und Daniel noch mehr über den Tourismus in Písac und erklären, warum viele Touristen für Ayahuasca-Zeremonien in die Region kommen. Außerdem reden die Auswanderer darüber, wie sie mit den Einheimischen für ihr Unternehmen Pacabamba ins Gespräch gekommen sind.