Ex-Profi Martin MeichelbeckFußball: "Ein Profi braucht mehr als Fachkompetenz"
Wenn Vereine neue Spieler auswählen, dann sind nicht nur sportliche Leistung oder wirtschaftliche Faktoren entscheidend. Auch die Persönlichkeit muss stimmen – und ins bestehende Team passen. Martin Meichelbeck ist Ex-Fußballprofi und leitet mittlerweile bei Borussia Mönchengladbach die Abteilung Medizin und Prävention. Wir sprechen mit ihm darüber, worauf es bei Transfers ankommt.
Bei der Auswahl neuer Spieler sind sportliche und wirtschaftliche Faktoren sehr wichtig, sagt Martin Meichelbeck. Also, wie gut ist ein Spieler, welches Potenzial ist zu erkennen und zu welchem Preis ist er zu haben.
"Unabhängig von den sportlichen oder wirtschaftlichen Aspekten, die die tragende Rolle spielen, ist auch die Persönlichkeitsstruktur und die Charakterstruktur des Spielers sehr wichtig."
Daneben spielen aber auch die Persönlichkeit und der Charakter des Spielers eine wichtige Rolle bei der Auswahl. Darum gäbe es vor einem Transfer auch mehrere persönliche Gespräche, erklärt der Ex-Fußballprofi. Es werde etwa geschaut, ob der neue Spieler in ein bereits gut funktionierendes Team passe.
"Jeder Spieler braucht eine klare Rolle, eine eigene Gruppenidentität."
Die Gespräche mache jeder Verein auf seine eigene Art. Oft sei es aber üblich, dass der Sportdirektor nicht nur mit dem Spieler oder mit seinem Berater spreche, sondern sogar auch mit den Eltern und mit der Frau oder Freundin.
"Und natürlich fragt man Dinge, wie er lebt; welche Motivationen er hat; welche Ziele er hat; wie er mit Erfolg oder Misserfolg umgeht."
Es werde abgefragt, welche Motivation der Spieler hat, welche Ziele und wie er Erfolg, aber auch mit Misserfolgen und Verletzungen umgeht. Wichtig sei auch, welche Erfahrungen er in seiner Karriere bereits gemacht hat. Martin Meichelbeck sagt: "Es gibt viele Fragen, die man abklopfen kann, um dann auch ein Gefühl für den Menschen zu bekommen."
Nicht nur die Spieler werden befragt
Um ein einigermaßen umfassendes Bild zu bekommen – und abschätzen zu können, ob ein neuer Spieler ins Team passt – werden gelegentlich sogar ehemalige Spielerkollegen und Trainer befragt. Aber ein gewisses Restrisiko, dass jemand nicht passt, bleibe.
"Ein umfassendes Bild wird man niemals bekommen."
Dass die Personalentscheidungen bei den Transfers oft kurz vor knapp entschieden würden – man also kaum Zeit habe, um sich über einen Spieler genau zu informieren –, das sei ein falsches Bild, das in den Medien entstehe. Martin Meichelbeck sagt, dass ein Transfer über einen langen Zeitraum geplant und diskutiert werde. Da gäbe es genügend Zeit, um alle notwendigen Informationen einzuholen.