Master an der Uni Regensburg"Perimortale Wissenschaft": Tod und Trauer als Studiengang
Von dem Thema Tod will kaum einer von uns etwas hören. Begegnen tut er uns dennoch immer wieder. An der Uni Regensburg wird jetzt mit dem neuen Master "Perimortale Wissenschaft" der erste Studiengang gegründet, der sich bewusst mit allem, was mit Tod und Trauer zu tun hat, auseinandersetzt.
Ab Herbst 2020 kann man an der Universität den Tod studieren. Klingt erstmal gruselig, auf den zweiten Blick ist es das aber gar nicht. Der Studiengang will das Thema Sterben, Tod und Trauer aus verschiedenen disziplinären Blickwinkeln betrachten und untersuchen. Der Name des Studiengangs sei ein Kunstwort, als Gegenüberstellung zu "perinatal", also alles, was rund um die Geburt stattfindet, erklärt Rupert Scheule. Er ist Professor für Moraltheologie und Mitbegründer des neuen Studiengangs, bei dem es um alles, was rund um den Tod stattfindet, gehen wird.
Interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Tod
Das Thema Trauer und Tod werde zwar in den Ausbildungen für Hospizhelferinnen und auch in Teilen in der palliativmedizinischen Ausbildung zum Thema gemacht, kompakt und interdisziplinär gebe es dazu aber bisher keine Ausbildung und auch keinen Studiengang. Konkret soll es bei dem Master "Perimortale Wissenschaft" um die wissenschaftliche und persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod gehen – und das aus den verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln.
"Sie lernen, sich wissenschaftlich und persönlich mit der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen und zwar aus Blickwinkeln verschiedener Wissenschaften."
Dabei sollen also nicht nur die theologischen Aspekte eine Rolle spielen, sondern auch die Aspekte aus Medizin und Jura. Beispielsweise werden die medizinischen Aspekte in der Totenversorgung eine Rolle spielen.
Lebens- und Arbeitsraum Friedhof als Schwerpunkt
Die Untersuchung des Raums rund um den Friedhof wird bei dem neuen Master ein großes Untersuchungsgebiet sein. Bisher sei dieser Bereich wissenschaftlich unterbelichtet, sagt Rupert Scheule. Dabei gebe es viele verschiedene Berufsgruppen, die am Friedhof arbeiten - beispielsweise in der Friedhofsverwaltung oder in den Krematorien. Sie seien ständig mit dem Tod und der Trauer konfrontiert. Dafür müsse es laut Rupert Scheule auch eine wissenschaftliche Begleitung geben.
Der Friedhof spielt noch auf andere Weise eine Rolle, wenn es um Untersuchungen rund um den Tod geht. Man könne gerade auf Großstadtfriedhöfen das ganze Spektrum von verschiedenen Trauer- und Hoffnungskonzepten sehen, sagt Rupert Scheule.
"Wie sich die Gesellschaft zum Tod stellt, zeigt sie heute nirgends so bunt und so verdichtet wie auf dem Friedhof."
Jüdische, muslimische, traditionelle Gräber oder auch anonyme Grabfelder seien mittlerweile alle auf einem Friedhof zusammen und zeigen, wie vielfältig die Gesellschaft zum Tod stehe.
Offen für alle Disziplinen
Der Studiengang sei für alle Disziplinen offen, erklärt Rupert Scheule, es würde dem Studiengang sogar gut tun. Die Grundvoraussetzung sei nur ein Bachelor bis Note 2,0. Die Studiengangsgründer rechnen damit, dass auch viele Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte an dem Studiengang interessiert sein könnten. Deshalb werde der Master sowohl als Voll- als auch als Teilzeitstudium angeboten.
"Der Tod ist ein so großes Thema, dass es seiner Erforschung gut tut, wenn da Menschen von verschiedenen disziplinären Herkünften zusammen sind."
Eine Aufnahmeprüfung sei zwar nicht angedacht, jedoch ein Beratungsgespräch. Hier soll getestet werden, ob das Thema für die Person in ihrer jetzigen Lebensphase passe. Frisch Trauernde sollten den Studiengang beispielsweise nicht wählen, empfiehlt Rupert Scheule.