Gewalt gegen ÄrzteKeilerei in der Notaufnahme
Notfallmediziner Johannes Wimmer weiß aus eigener Erfahrung, dass Ärzte in der Notaufnahme täglich mit Gerangel und Geschubse zu tun haben. Und genau das sagt auch eine neue Studie der Bundesärztekammer: Ärzte werden immer häufiger von Patienten angegriffen.
Warum es ausgerechnet an einem Ort zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kommt, wo höchste Konzentration und Eile gefragt sind, um das Leben von Menschen zu retten? Notfallmediziner Johannes Wimmer sagt, es hängt natürlich damit zusammen, dass es für alle Beteiligten eine sehr große Stresssituation ist.
"Es ist jetzt nicht die 85-jährige Omi mit Verdacht auf Herzinfarkt, die mit dem Gehstock ausholt, sondern es sind insbesondere Menschen, die schwer alkoholisiert sind."
Die Hauptgründe dafür, dass Menschen in der Notaufnahme aggressiv seien, sieht Wimmer darin, dass entweder Alkohol oder Drogen im Spiel sind. Er sagt, vor allem Mischtoxikation - also dass Leute verschiedene Drogen auf einmal nehmen - sei ein Problem. Dann kommen noch Menschen hinzu, die unter psychischen Problemen leiden und manchmal - wenn auch seltener - seien es kulturelle Unterschiede, die für Ärger sorgten. Allerdings seien das auch die Fälle, die sich schnell klären lassen.
"Das ist halt der Querschnitt der Gesellschaft und da sind auch ein paar Arschproleten dabei, die so aggressiv sind."
Johannes Wimmer glaubt, dass es irgendwie auch ein bisschen normal ist - bei der Vielzahl an Patienten, die täglich in Krankenhäusern und Praxen behandelt werden. Da reiche es schon, wenn einige wenige dabei sind, die sich daneben benehmen, um am Ende auf die Zahl zu kommen, die der Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery nennt. Danach seien 91 Prozent der Hausärzte bei der Arbeit schon einmal Opfer von aggressivem Verhalten gewesen.
"Die Leute haben da wirklich den Respekt verloren vor anderen Menschen, die eigentlich da sind, um ihnen zu helfen."
Die Menschen, die aggressiv werden, sind in der Regel nicht die schwer verwundeten oder kranken Patienten. In dem Fall sind es eher die Angehörigen, die sie begleiten. Manchmal endet zum Beispiel auch häusliche Gewalt in der Notaufnahme. Johannes Wimmer sagt, es sei Standard, dass Security-Personal zum Einsatz komme, wenn der Ehemann gebeten werde, das Behandlungszimmer zu verlassen: "Das geht so weit, dass man auch die Polizei rufen muss."
"Nach 'ner Weile hast Du ein Gefühl dafür, wann es klatscht und wann nicht."
Deutschland ist noch relativ sicher
Ein besonders extremes Beispiel bietet Australien: Dort gibt es inzwischen Notaufnahmen, die stichsichere Westen an ihr Personal verteilen. Johannes Wimmer kennt auch krasse Zustände aus Notaufnahmen in den USA oder Südafrika und darum fällt sein Urteil für Deutschland noch recht milde aus: "Hier ist es so gesehen noch relativ sicher."