Politik in DeutschlandWie neue Parteien relevant werden
Gibt es bald eine neue Partei im Bundestag? Wenn es nach Hubert Aiwanger geht auf jeden Fall. Der Vorsitzende der Freien Wähler will nach der erfolgreichen Landtagswahl in Bayern jetzt auch gerne auf Bundesebene mitmischen. Wie genau stelle ich es aber an, damit ich mit meiner Partei beim nächsten Mal in den Bundestag einziehe? Deutschlandfunk Nova Reporterin Katharina Peetz hat für uns recherchiert.
Neu gegründete Parteien seien dann erfolgreich, wenn sie sich auf Themen konzentrieren, die bislang von anderen Parteien eher vernachlässigt werden, sagt zum Beispiel die Politikberaterin Verena Köttker. So ein wichtiger Schwerpunkt könne zum Beispiel die "Zukunft der Arbeit" sein, also welche Jobs es in Zukunft eigentlich noch geben wird. Verena Köttker sagt auch, dass es hilft, einen klaren Markenkern zu entwickeln.
"Sie brauchen eine Idee, mit der Sie sich abheben von anderen Parteien. Und die muss den Zeitgeist irgendwo widerspiegeln."
Politikwissenschaftler Marcel Solar hat gleich zwei Themen ausgemacht, mit denen eine neue Partei punkten könnte:
- Digitalisierung: Hat ganz wesentliche Auswirkungen auf den Alltag von uns allen. Allerdings kann noch niemand richtig abschätzen, wie sie sich in den nächsten Jahren entwickelt.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Für viele Menschen von großer Bedeutung. Findet in der öffentlichen Diskussion aber noch viel zu selten Beachtung.
"Das ist ein Thema, das haben die anderen auf dem Schirm, aber die bekommen das nicht hin."
Ältere Wähler haben großen Einfluss
Neue Parteien müssen sich also überlegen, welche Zielgruppe sie ansprechen wollen - so können sie sich in der politischen Landschaft durchsetzen. In Deutschland stellen ältere Menschen die größte Wählerschaft dar – und die Gruppe wächst sogar noch. Gleichzeitig sind sie aber vergleichsweise unflexibel bei der Stimmabgabe und bleiben häufig den Parteien treu, die sie bereits früher gewählt haben.
"Wenn ich neue Wähler bekommen will, dann ist es vielleicht gar nicht so schlecht, eher die jüngeren anzusprechen."
Wählermobilisierung ist entscheidend
Neue Schwerpunkte setzen, Zielgruppen definieren und direkt ansprechen – ein Mix aus verschiedenen Mitteln scheint somit erfolgsversprechend zu sein, sagt unsere Reporterin Katharina. Außerdem ist es gut, sich breit aufzustellen. Also nicht nur herkömmlicher Straßenwahlkampf, sondern auch online oder über Soziale Medien die eigene Partei publik machen. Von den Spitzenkandidaten einer neuen Partei wird außerdem erwartet, dass sie authentisch rüberkommen, zum Thema passen und die Zielgruppe ansprechen.
Insgesamt zeigen sich die Wähler offen für neue politische Parteien, was kürzlich erst in einer Umfrage des Forsa-Instituts deutlich wurde. Mehr als die Hälfte der dort Befragten könnten sich vorstellen, bei der nächsten Bundestagswahl eine Sammlungsbewegung, vergleichbar mit "En Marche" des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu wählen. Es ist also realistischer als noch vor einigen Jahren, dass eine neue Partei auch auf Bundesebene erfolgreich ist, sagt Marcel Solar.
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