DatenschutzPalantir – Was hinter dem kalifornischen Unternehmen steckt
Über das US-amerikanische Unternehmen Palantir kursieren ziemlich viele Gerüchte. Aber was macht Palentir eigentlich? Ein Einblick.
Sebastian Kurz geht zu Palentir? Das berichteten zumindest verschiedene Medien. Das Unternehmen dementierte die Gerüchte (Stand: 28.12.2021) über eine Zusammenarbeit mit dem ÖVP-Politiker nun. Ein Blick auf das kalifornische Unternehmen lohnt sich trotzdem, denn Deutschland ist für den Softwareanbieter ein interessanter Markt.
Jeden Tag entstehen endlos viele Daten, wenn wir im Netz surfen. "Zum Teil wird das ausgewertet und für Werbung genutzt. Etwa 80 Prozent der Daten liegen aber einfach irgendwo rum und werden nicht genutzt. Es werden immer mehr Daten", erklärt Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Hier hat Palentir angesetzt und ein Geschäftsmodell entwickelt, mit dem sich diese großen Datenmengen auswerten lassen.
Software für Militär- und Geheimdienste
Das Unternehmen bietet Software an, mit der sich Daten auswerten und strukturieren lassen. "Mit den Softwares Foundry und Gotham bietet Palantir zwei Lösungen, um mit den gesammelten Daten Zusammenhänge herzustellen", sagt Nikolas Lieven.
"Möglicherweise hätte man die Pläne über den Anschlag auf das World Trade Center frühzeitig gehabt, wenn man die Daten ausgewertet hätte. So hätte man es verhindern können. Das sagt Palantir."
Foundry wurde für die private Nutzung entwickelt, für Firmen wie Airlines, Banken und Pharmakonzerne. Gotham wurde für Militär, Geheimdienste, Behörden, Polizei und Terroreinheiten entwickelt.
Wie Palentir an die Daten kommt – und was es mit ihnen macht
Wie das Unternehmen Datenmengen strukturiert, erklärt Lieven so: "Selbst sammelt Palantir keine Daten. Es kombiniert vorhandene Daten, beispielsweise bei Unternehmen und deren verschiedenen Standorten. Lieferketten mit Produzenten und Zulieferern werden ausgewertet."
In Nordrhein-Westfalen kam die Software von Palentir Beispiel bei der Aufdeckung eines Kinderschänderrings zum Einsatz: Bei den Ermittlungen habe man eine Telefonnummer gefunden, ohne Anhaltspunkt, wer dahinter stecke. An einem ganz anderen Ort habe es einen Unfall gegeben, bei dem einer der geschädigten genau diese Telefonnummer hinterlassen habe. Genau hier wurde die Verbindung gezogen.
Viele Daten, wenig Transparenz
Das Unternehmen betont, dass nur Daten genutzt werden, die legal erworben wurden. Ein Zertifikat für den Datenschutz hat Palantir.
Zum Teil liegt die fehlende Kontrolle der Datensammlung durch Palantir in der Natur der Sache. "Wer für das Militär oder den Geheimdienst arbeitet, kann damit nicht nach außen gehen."
Es lässt sich nicht überprüfen, ob sich Palantir bei der Arbeit immer an den Datenschutz hält."
Allerdings gibt es noch ein ganz anderes Problem, sagt Nicolas Lieven: "Wir erfahren überhaupt nicht, welche Daten da im Einzelnen kombiniert werden. Wo kommen die Daten her? Welche Schlüsse werden gezogen."
Dass Palantir den Firmensitz in den USA hat, ist für Lieven auch kein gutes Zeichen. "Hinzu kommt, dass Palantir die Daten nicht nur auswertet, sammelt und strukturiert. Sie sagen dann auch, was möglicherweise zu tun ist. Darauf haben Bürgerinnen und Bürger natürlich überhaupt keinen Einfluss mehr."
Die Technologie arbeitet außerdem mit künstlicher Intelligenz und das sei dann für Bürger*innen überhaupt nicht zu kontrollieren. der Wirtschaftsjournalist weist darauf hin, dass Palantir in Deutschland bereits viele Kooperationen hat: "Nordrhein-Westfalen nutzt Palantir. Mehrere andere Bundesländer und das Bundeskriminalamt haben ihr Interesse bekundet."
Dass Palantir bereits jetzt Daten über einzelne Bürger*innen gesammelt hat, steht für Nicolas Lieven außer Frage. "Wir verbreiten überall unsere Daten. Sobald man sich bei einem Unternehmen registriert, werden Daten gescannt. Sofern ein Nutzender in irgendeiner Form in den Datenkreis von Palantir fällt, sammelt Palantir dessen Daten. Das ist überhaupt gar keine Frage."