Oxfam-Studie über TeeproduktionBitterer Nachgeschmack: Unfairer Tee
Wenn's draußen kalt ist, dann schmeckt eine warme Tasse Tee noch viel besser. Doch die Oxfam-Studie über Teeproduktion trübt diesen Genuss. Denn es gibt einen Zusammenhang zwischen Tee und Cholera, sagt die Hilfsorganisation.
Ein Großteil des Schwarztees, der in Deutschland getrunken wird, kommt aus dem indischen Bundesstaat Assam. "Mehr Genuss für jeden Tag" – mit diesem Werbespruch hat das Unternehmen Teekanne 2017 seine Schwarztee-Klassiker beworben. Die Menschen, die in Assam auf den Teeplantagen und in den Fabriken arbeiten, haben nichts von diesem täglichen Genuss, sagt Barbara Sennholz-Weinhardt. Sie ist die Autorin der Oxfam-Studie.
"Die harten Bedingungen, unter denen die Leute schuften müssen, die sind überhaupt nicht sichtbar für den Konsumenten."
In Assam hat Oxfam 50 Plantagen besucht und 500 Menschen befragt. Ergebnis:
- Über die Hälfte der Befragten hat zu wenig zu Essen.
- Ein Viertel leidet Hunger.
- Löhne sind so niedrig, dass die Menschen sich nicht einmal das Minimum leisten können.
- Ungeschützte Arbeit mit Pestiziden
- Schutzkleidung wird nur bei Kontrollen getragen.
- Kein Zugang zu Trinkwasser während der Arbeit
- Kein Zugang zu Toiletten auf den Feldern
"Die Arbeiterinnen müssen häufig verunreinigtes Wasser trinken. 45 Prozent der befragten Arbeiterinnen leiden unter Krankheiten wie Gelbsucht, Cholera und Typhus."
Zertifikate garantieren nicht immer soziale Standards
Die Missstände sind seit Jahren bekannt. Die Bedingungen werden immer wieder angeprangert. Deshalb gibt es seit Längerem Zertifikate und Siegel wie Rainforest Alliance, die dafür sorgen sollen, dass bei der Teeproduktion auf Standards geachtet wird. Auch das Unternehmen Teekanne lässt Schwarztees von Rainforest zertifizieren. Aber: Auch auf zertifizierten Plantagen kommt es zu Rechtsverletzungen, sagt Barbara Sennholz-Weinhardt.
"Die Hälfte der von uns untersuchten Plantagen ist zertifiziert, unter anderem Rainforest Alliance, auf das auch viele deutsche Unternehmen für ihren Tee aus Assam setzen. Die Studie zeigt sehr klar, dass die Rechtsverletzungen auch auf den zertifizierten Plantagen fortbestehen."
Die Plantagenbesitzer seien nicht in der Lage, die Probleme von fehlendem Trinkwasser, Hungerlöhnen, schlechter Infrastruktur für Bildung und Gesundheit zu lösen, kritisiert Barbara Sennholz-Weinhardt.
Rainforest Alliance nimmt auf seiner Homepage Bezug auf die Studie. Man begrüße den Bericht von Oxfam über die Herausforderungen im Anbau von Assam-Tee und stelle einen Aktionsplan in Aussicht. Barbara Sennholz-Weinhardt kontert, dass in Anbetracht der Missstände diese Reaktion zu gering sei.
"Wenn man nachfragt, schreiben Unternehmen auf ihren Webseiten, es gibt Herausforderungen. Herausforderungen ist angesichts von Pestizideinsatz und Hungerlöhnen ein ziemlicher Euphemismus."
Zum Zeitpunkt dieses Beitrags gab es noch wenige Reaktionen von den Teeherstellern auf die Vorwürfe. Für einige Unternehmen war die Reaktionszeit seit der Veröffentlichung der Studie zu kurz. Aber: Die ostfriesische Teegesellschaft, zu der auch Meßmer gehört, erklärt, dass sie sich den Sustainable Development Goals, also den Nachhaltigkeitszielen verpflichtet fühle.
Teekanne verwehrt sich gegen die Kritik von Oxfam. Die Organisation könne nicht nachweisen, dass tatsächlich eine Teekanne-Plantage unter den 50 geprüften sei.