GewissensfrageOrganspende: Warum wir jetzt darüber sprechen müssen

Möchte ich, wenn ich sterbe, meine Organe spenden? Eine schwierige Frage, vor der viele zurückschrecken. Nicht nur deswegen gibt es in Deutschland viel zu wenige Spenderorgane. In der Ab 21 klären wir, warum die Auseinandersetzung zählt – und es dabei kein richtig oder falsch gibt.

Rebecca bekommt mit 13 Jahren eine Spenderleber – der Spender ist ihr Vater. Drei Jahre später stößt ihr Körper das Organ ab. Ein Jahr lang muss Rebecca vergeblich auf eine neue Spenderleber warten, doch obwohl es ihr unglaublich schlecht geht, ist es schließlich ihr Onkel, der ihr rettender Organspender wird. Nur deswegen ist sie heute am Leben.

"Die andere Option wäre gewesen, zu sterben."
Rebecca Jung über ihre Organspende

Niko möchte seine Organe nicht spenden. So steht es in seinem Organspenderausweis. "Ich möchte in Frieden sterben", sagt der 26-Jährige dazu. Trotzdem würde Niko nicht auf ein Spenderorgan verzichten wollen, wenn er auf eins angewiesen wäre. Wie er mit diesem Widerspruch lebt, erzählt er im Podcast.

Widerspruchslösung bei Organspende: Eine moralische Frage

Der Philosophie-Professor Markus Gabriel sagt, dass die Organspende an sich "moralisch geboten" ist. Menschen mittels der Widerspruchslösung zur Organspende zu bewegen - das heißt, dass alle Organspender sind, wenn sie dem nicht ausdrücklich widersprechen -, findet er trotzdem fragwürdig. Aufklärung und ein selbstbestimmtes individuelles Urteil findet Markus Gabriel besser.


Fakten zu Organspende

  • Während in Deutschland etwa 9400 Menschen auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten, sind 2019 lediglich 932 Organspender registriert worden, sagt die Deutsche Stiftung Organtransplantation. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist die Zahl von 3113 auf 2995 gespendete Organe leicht gesunken.
  • Jeder Spender kann mehr als drei Schwerkranken eine neue Lebenschance ermöglichen.
  • Die gespendeten Organe bleiben nicht unbedingt in Deutschland: Die Organisation Eurotransplant vergibt die Organe an acht beteiligte europäische Länder, damit jedes gespendete Organ dort ankommt, wo es an dringendster Stelle gebraucht wird. 2019 erhielt die Bundesrepublik mehr Organe von Eurotransplant, als sie übermittelt hat.
  • Das mit Abstand am häufigsten benötigte Organ ist die Niere. 2018 wurden laut DSO insgesamt 2291 Nieren transplantiert, davon waren 1653 postmortale Spenden. Insgesamt warteten 12.031 Menschen auf eine Niere, davon werden 7526 bei der Organvermittlung berücksichtigt. 427 Menschen starben bundesweit, weil sie nicht rechtzeitig eine Niere bekamen.
  • Europameister im Organspenden ist Spanien: Auf eine Million Einwohner gab es auf der iberischen Halbinsel vor zwei Jahren 48 postmortale Organspender - im bevölkerungsreicheren Deutschland lediglich 11,5.