Operation IdentitätKriminelle beim Chirurgen
Größere Brüste, flachere Bäuche? Dafür legen sich Kriminelle nicht unters Messer. Sie wollen nicht schöner werden - sondern unsichtbarer. Darüber sprechen wir mit dem Kriminalbiologen Mark Benecke.
Jesús Martín war gerade in einer Klinik der mexikanischen
Stadt Puebla. Jetzt ist nicht nur der Boss einer Gang von Benzindieben tot.
Neben ihm wurden drei weitere Personen erschossen. Tatverdächtig sind Mitglieder seiner eigenen Bande. Das teilte die Staatsanwaltschaftvon Puebla mit.
Jesús Martín war nicht aus gesundheitlichen Gründen beim Chirurgen. El Kalimba, wie er auch genannt wurde, wollte sich ein neues Aussehen und damit eine neue Identität zulegen.
Der Kriminelle wollte den Ermittlern und seinen Feinden Schwierigkeiten machen. Die Idee ist naheliegend, und Jesús Martín ist nicht der erste Kriminelle in Mexiko, der sich aus diesem Grund unters Messer legt. Mehr noch: Jesús Martín ist nicht der erste Mafiaboss, der bei der Operation stirbt.
Blutige Rache an den Ärzten
Blick zurück: Der Fall von Amado Carrillo Fuentes spielt in einer anderen Liga. Ende der 90er Jahre war er einer der großen Drogendealer in Mexiko, er starb ebenfalls beim Schönheitschirurgen.
Der Boss des Juárez Cartels unterzog sich mehreren Eingriffen, um sein Äußeres zu verändern. Amado Carrillo Fuentes starb allerdings nicht im Kugelhagel, sondern an medizinischen Komplikationen. Die beiden behandelnden Ärzte wurden im Nachhinein ermordet.
Die Fingerabdrücke müssen weg
Besonders beliebt sind bei operationswilligen Kriminellen Eingriffe im Gesicht und an den Händen. So können Fahnder die Gesuchten auf Fahndungsbildern nicht eindeutig identifizieren – das gilt auch für Fingerabdrücke: Ziel der Operation ist dann nicht die Veränderung der Rillenmuster an den Fingerkuppen. Diese identifizierbaren Muster - auch Hautleisten genannt - sollen in der Regel ganz verschwinden.
"Wenn du dir genügend Narben auf die Finger schneidest, verändert sich der Fingerabdruck auch. Nur das ist dann natürlich auch wieder auffällig."
Eine andere Möglichkeit, um sich des Fingerabdrucks zu entledigen, ist der Einsatz einer heißen Herdplatte. Wenn die Brandnarben tief genug reichen, wächst das identifizierbare Muster nicht wieder nach.
Nur allzu verständlich, dass Kriminelle, die es sich leisten können, auch in Zukunft auf die schmerzlosere Methode zurückgreifen werden: Eine Hauttransplantation mit professioneller Betäubung ist die angenehmere Variante, wenn sie glückt.