OnlinekaufBei Paypal besser nicht privat bezahlen
Beim Onlineshopping können Kriminelle ganz leicht Kunden abzocken – und zwar über Paypal. Die Betrügerinnen und Betrüger umgehen dabei den Käuferschutz. Wir sagen euch, wie ihr euch davor schützen könnt.
Wenn ihr häufiger bei Vinted, (ehemals Ebay) Kleinanzeigen oder ähnlichen Onlineplattformen einkauft, dann kennt ihr das: man kommt relativ günstig an gebrauchte Dinge. Zahlen läuft meist von privat zu privat ab – und oft auch über Paypal. Häufig einigen sich dann beide Seiten, den Kauf über "Freunde und Familie" abzuwickeln. So entstehen nämlich keine Gebühren.
Der Haken: Damit entfällt auch der Käuferschutz. Und genau das nutzen immer wieder Betrüger aus. Sie sacken die Kohle ein, schicken die Ware am Ende aber nicht raus.
Käuferschutz nur bei "Waren und Dienstleistungen"
Das Geld bei Paypal zurückverlangen, also auf den Käuferschutz pochen, könnt ihr in dem Fall leider nicht. Denn dieser gilt nur, wenn der Verkauf über "Waren und Dienstleistungen" gelaufen wäre. Dann kann geschaut werden, ob ihr das Geld für den Artikel und die Versandkosten wieder bekommen könnt.
"Dann kann ich in diesem Rahmen zu Paypal gehen und sagen: Der Artikel ist nicht angekommen. Ich hab den aber bezahlt. Und dann leiten die einen Prozess ein."
Auch seriöse Anbieter wollen sich aber häufig Gebühren sparen und bitten darum, den Verkauf privat abzuwickeln. Die Gebühren belaufen sich übrigens in der Regel auf 2,49 Prozent des Warenwerts. Dieses Geld geht an Paypal, denn damit verdient das Unternehmen einen Teil seines Geldes.
Betrüger*innen umgehen offiziellen Weg
Betrüger nutzen die Masche, um den offiziellen Weg zu umgehen. Wenn nämlich über "Freunde und Familie" bezahlt wird, kann Paypal die Zahlung im Nachgang nicht stornieren, wenn etwas mit der Bestellung schiefläuft. Dass das Paket nicht ankommt, ist nur ein Szenario. Vielleicht gibt es auch die Abholadresse nicht oder die Verkäuferin oder der Verkäufer gibt vor, das Paket abgeschickt zu haben.
"Hier komm, kannst mir schon über 'Freunde und Familie' überweisen, weil hier ist mein Perso. Alles ist sauber, alles ist gut, mach dir keine Sorgen. Die [Persos] sind dann natürlich oft gefaket."
Wenn Verkaufende unbedingt einen Perso vorzeigen wollen, ist das schon ein sehr eindeutiges Zeichen, dass ihr es mit einer Betrügerin oder einem Betrüger zu tun habt. Auch, wenn Profile viele gute Bewertungen haben, ist das keine Garantie, dass dort alles mit rechten Dingen zugeht.
Betrüger*innen bauen gutes Profil auf
Viele fragen nämlich Bekannte, ob sie dort einfach Mal eine Bewertung für ein nie gekauftes Produkt abgeben könnten. Oder es wird sogar ganz gezielt ein Profil mit guten Bewertungen aufgebaut und dann wird dieser Account irgendwann für Betrügereien genutzt.
Nun gibt es den Käuferschutz nicht nur bei Paypal. Auch einige Onlineportale haben einen eigenen Käuferschutz. Der kostet etwas, hilft allerdings nur bedingt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau. Denn beim Kauf eines Artikels geht euer Geld erstmal auf ein Treuhandkonto. Erst wenn der Verkauf abgewickelt ist, geht es an den Verkäufer.
"Der Verkäufer bekommt das Geld erst, wenn eine bestimmte Zeit abgelaufen ist oder ich als Käufer angeklickt habe, dass alles in Ordnung ist."
Allerdings gibt es auch da Betrugsmaschen, bei denen ihr euer Geld nicht wiederseht. Dazu gehören die sogenannten Dreiecksbetrügereien, auch "Zalando-Masche" genannt.
Zalando-Masche: Betrüger*innen bestellen auf euren Namen
Ihr denkt erst, es ist alles ok, weil ihr euer Paket bekommen habt. Aber dann liegt da drin auf einmal eine Rechnung – beispielsweise von Zalando. Der Betrüger hat die Ware also einfach dort bestellt und zu euch liefern lassen, aber natürlich wurde sie noch nicht bezahlt. Das läuft dann meist so, dass der Betrüger vorher einen Account bei dem Onlineshop für euch eröffnet hat.
"Er hat ja meine wichtigen Daten: Name, Adresse und so weiter. Hat dann die Ware, die ich bei ihm gekauft habe, dort bestellt und dann zu mir liefern lassen. Bis ich das gerafft habe, was da los ist, ist der Käuferschutz bei Vinted abgelaufen."
Der Käuferschutz bei den Onlineplattformen hilft in solchen Fällen nur wenig, weil er nur etwa zwei Tage dauert. Deshalb der Tipp: Paket direkt auspacken und checken, ob damit alles in Ordnung ist – und nicht erstmal irgendwo auf den Schrank oder in die Ecke stellen.
Wenn Ware nicht ankommt: Verkäufer kontaktieren
Wenn die Ware gar nicht erst ankommt, kontaktiert am besten direkt den Verkäufer. Wenn der nicht antwortet oder sich rausredet, solltet ihr eine Frist setzen. Also, dass ihr die Ware bis zu einem bestimmten Tag bekommen wollt bzw. euer Geld zurückhaben möchtet. Wenn es darauf keine Reaktion gibt, könnt ihr mit strafrechtlichen Schritten drohen. Dann ist auch eine Anzeige bei der Polizei möglich. Das geht in vielen Bundesländern mittlerweile online. Ganz wichtig ist dabei, dass ihr alles gut dokumentiert:
- Chatverlauf
- Anzeige des Artikels
- Profilseite des Verkäufers
- Kontonummer
Ihr solltet so viele Daten wie möglich haben, die der Polizei bei ihren Ermittlungen helfen können. Und es gibt auf jeden Fall eine Chance, dass ihr etwas zurückbekommt. Die Aufklärungsquote bei diesen sogenannten Waren- und Warenkreditbetrügereien lag 2022 bundesweit bei 55,8 Prozent.
Betrüger*innen melden und schlecht bewerten
Auch den Betrugsfall beim Onlineportal selbst zu melden, kann helfen. Falls sich mehrere Leute beschweren, kann so ein betrügerisches Profil schneller gesperrt werden. Und: Wenn der Betrüger sein Profil noch online hat, solltet ihr es unbedingt schlecht bewerten. Damit möglichst nicht noch andere darauf reinfallen.