One HealthMensch und Umwelt optimieren

Bessere Lebensbedingungen in unserer Umwelt zu schaffen, dafür setzt sich der Biologe Fabian Leendertz ein. "One Health" ist der Oberbegriff dafür, wie sich das Zusammenspiel von Tieren, Pflanzen und Menschen optimieren lässt.

Es ist die Schnittstelle zwischen den Lebewesen, der Leendertz sein Berufsleben verschrieben hat. Er befasst sich mit der Frage, wie sich Krankheiten identifizieren lassen, die vom Tier auf den Menschen überspringen – und wie diese zu verhindern oder gar zu heilen sein könnten.

Als ein Beispiel unter vielen nennt er die Tollwut. Unter anderem streunende Hunde in wirtschaftlich und sozial schwachen Ländern übertragen die Tollwut. Ein noch immer ernstes Problem, das relativ leicht in den Griff zu bekommen wäre. So habe das Friedrich-Löffler-Institut eine Methode entwickelt, nach der orale Impfköder für Hunde lediglich aus dem Fenster eines fahrenden Autos geworfen werden müssten.

"Wenn Sie die Hunde impfen, dann haben Sie etwas Gutes für die Hunde getan und gleichzeitig das Risiko für die Menschen stark reduziert."
Fabian Leendertz, Biologe und Veterinärmediziner

Etwa siebzig Prozent der Tiere müssten geimpft sein, um das Gesundheitsproblem zu lösen, so der Forscher. Leendertz erklärt in diesem Zusammenhang die sogenannten "Zoonosen", denen er schon seit vielen Jahren persönlich in Subsahara-Afrika nachspürt. Unter Zoonosen versteht der Fachmann Krankheitserreger, die entweder von Tier zu Tier, vom Tier auf den Menschen und umgekehrt, aber auch zwischen den Menschen übertragen werden.

Arme Regionen – wenig medizinische Hilfe

Der Wissenschaftler hält sich deshalb oft in solchen Regionen auf, in denen sehr viele Tiere existieren. Das Risiko, dort an einer Zoonose zu erkranken, ist in solchen Ländern viel größer, weil die Lebewesen deutlich mehr Viren und Bakterien auf und in ihrem Körper tragen als in Zentraleuropa. Außerdem fehle es zumeist an medizinischer Infrastruktur, sodass etwa nach einem Tollwut-Biss ärztliche Hilfe meist zu spät komme, beklagt Leendertz.

Biologe untersucht tote und lebende Tiere

Dennoch macht er immer wieder Hoffnung: Er sieht jede Menge Verbesserungspotenzial, wenn man sich denn nur genügend darum kümmere. Leendertz selbst untersucht deshalb bereits seit einem Vierteljahrhundert sowohl tote als auch lebende Tiere in risikogefährdeten Gebieten der Erde. Er versucht auch, das Vertrauen von Eingeborenen-Stämmen zu gewinnen und bezieht sie in sein Wildtier-Monitoring mit ein.

Fabian Leendertz ist Direktor des Helmholtz-Instituts für One Health und Biologe an der Universität Greifswald. Sein Vortrag stammt vom 24. April 2024 und trägt den Titel "One Health - Von der Theorie zur Praxis", gehalten innerhalb der Vorlesungsreihe an der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.

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