PandemieWas den Intensivstationen durch Omikron droht
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht mittlerweile davon aus, dass wir eine vierte Impfung brauchen – eine spezifische Variantenimpfung gegen Omikron. Für diese vierte Impfung seien auch bereits 80 Millionen Impfdosen bei Biontech bestellt worden.
"Wir werden eine vierte Impfung brauchen. Das ist jetzt schon absehbar. Eine spezifische Variantenimpfung wahrscheinlich gegen Omikron."
Das Personal in kritischen Infrastrukturen wie dem Gesundheitsbereich muss geschützt werden. Wenn es sich stark reduziert, haben wir nämlich ein großes Problem. In deutschen Krankenhäusern liegen nach wie vor viele Covid-Patienten auf den Intensivstationen. Es gibt zu wenige Pflegerinnen und Pfleger, Operationen müssen verschoben werden.
Risiko Omikron-Infektion
In Erwartung der Omikron-Welle sei die Lage "wirklich sehr angespannt", sagt Uwe Janssens, Chefarzt und Leiter der Intensivmedizin am St. Antonius-Hospital in Eschweiler. In seinem Krankenhaus seien zwar nahezu 98 Prozent der Mitarbeitenden geimpft. Doch auch für die Geimpften und Genesen bestehe dann noch ein bestimmtes Risiko, sich mit Omikron zu infizieren.
Die Kontakte so zu minimieren und die Gruppen so klein zu halten, dass quasi überhaupt keine Übertragung mehr stattfinden kann, sei nahezu unmöglich.
"Wer infiziert ist, steht der kritischen Infrastruktur nicht mehr zur Verfügung."
Das Risiko eines schweren Verlaufs sei bei dieser Personengruppe zwar sehr klein. Doch wenn sie infiziert sind, bedeute das eben, dass sie der kritischen Infrastruktur dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Dieselben Sorgen wie die Krankenhäuser machten sich gerade auch Rettungsdienste, Feuerwehr oder Polizei.
Fernhalten von Infektionsketten
Die Marschroute müsse sein: Fernhalten von irgendwelchen Infektionsketten. Darauf seien alle Mitarbeitenden noch einmal deutlich hingewiesen worden. Denn Omikron sei eben eine hochansteckende Corona-Variante. Das sehe man gerade an den Gesundheitssystemen Großbritanniens, Dänemarks oder Norwegens, die hart getroffen wurden.
"Impfungen schützen uns nicht vor einer Infektion, sondern vor dem schweren Verlauf."
Pflegende lassen sich versetzen
Die Covid-19-Patientinnen und Patienten machen zwischen 10 und 40 Prozent der Fälle auf den Intensivstationen aus, sagt Uwe Janssens. Gleichzeitig seien sie aber im Vergleich zu den anderen Patienten deutlich aufwendiger in Behandlung und Betreuung - und zwar physisch (allein durch die notwendigen Schutzmaßnahmen, etwa die Kleidung) wie psychisch: Die Sterblichkeitsrate der Covid-19-Patienten sei hoch und nicht wenige Mitarbeitende nähmen diese Erlebnisse mit nach Hause.
"Die Dauerbelastung im Umgang mit Covid-19-Patienten führt dazu, dass die Resilienz nachlässt und der Bornout droht."
Die Belastung für das Pflegepersonal sei immens, so der Chefarzt. Und das lässt sich messen: Gerade in diesem Jahr hätten 20 bis 30 Prozent der Pflegenden auf der Intensivstation am St. Antonius-Hospital ihre Position verlassen. Einfach, weil sie nicht mehr können. Viele hätten zwar nicht ihren Job an sich an den Nagel gehängt, sie hätten sich aber versetzen lassen.
Der tägliche Stress und die dauerhafte Belastung im Umgang mit schwerkranken Covid-19-Patienten führe irgendwann dazu, dass die Resilienz - die Widerstandsfähigkeit - des Personals nachlässt. Bevor der Burnout droht, würden die betroffenen Personen dann die Stelle wechseln oder die Arbeitszeit reduzieren.