OktoberfestWarum wir es lieben oder hassen
Beim Thema Oktoberfest gibt es eigentlich nur zwei Meinungen, die Einen lieben es, andere Menschen hassen die Wiesn. Anna ist ein totaler Fan der Tradition. Jan-Niklas dagegen kritisiert den übermäßigen Alkoholkonsum und den Sexismus auf dem Fest.
Endlich wieder Wiesn! Genau das hat Anna aus München gefühlt, als das Oktoberfest nach zweijähriger Corona-Pause dieses Jahr wieder stattfindet. "Es fühlt sich voll magisch an. Also wirklich sehr, sehr cool", sagt sie begeistert.
Oktoberfest: Für Anna mehr als nur ein Besäufnis
Das erste Mal ist Anna im Kindergarten auf dem Oktoberfest gewesen, sie erinnert sich an früher, damals waren nämlich morgens die Zelte und Fahrgeschäfte noch geschlossen. Für sie ist die Wiesn also echte und selbst gelebte Tradition. Natürlich gehört für sie auch die bayrische Tracht dazu. Fünf bis sechs Dirndl hat Anna zu Hause, sagt sie.
"Ich hab fünf bis sechs Dirndl zu Hause. Niemand geht da eigentlich in normalen Sachen hin."
Das Oktoberfest ist für Anna weit mehr als nur ein Besäufnis in Bierzelten, was viele denken würden. Es gäbe so viele mehr Dinge zu erleben. Ein bisschen sei das wie bei einem Urlaubstrip, eine eigene Welt, in der die Sorgen für eine Zeit lang verfliegen würden, empfindet es Anna.
Dieses Jahr ist Anna schon um vier Uhr morgens aufgestanden, um einen Tisch auf dem Oktoberfest zu ergattern und den Wiesn-Anstich pünktlich um zwölf Uhr mitzuerleben. Darüber hat sie ein kleines Video bei Tiktok gemacht. Den Tisch haben sie und ihre Freunde dann auch bekommen. Als Münchenerin, sagt Anna, mache sie das schon seit ihrem sechzehnten Lebensjahr so. "Das ist Tradition und es macht einfach Spaß", sagt sie.
Betrunkene im eigenen Garten
Anna ist in der Nähe der Wiesn aufgewachsen. Sie kenne daher auch die negative Seite des Festes sehr gut. Dazu gehören unter anderem schlimme Gerüche, auch sei es schon vorgekommen, dass Betrunkene im eigenen Garten lagen oder Kondome im Fahrradkeller gefunden wurden. Man müsse schon Acht geben vor den ganzen betrunkenen Menschen, die oft ihr Limit nicht kennen würden. Alles Gute habe eben auch eine schlechte Seite, deswegen verstehe sie auch kritische Meinungen zum Oktoberfest. Sexismus hätte sie aber in all den Jahren selbst noch nicht erlebt, sagt .
Für Jan-Niklas ist die Wiesn ein Saufgelage
Den Spaß und die Freude, die Anna beschreibt, kann Niklas hingegen kaum verstehen. "Sich innerhalb von zwei Stunden besinnungslos und ins Krankenhaus saufen ist Spaß und Lebenskultur. Sitze ich schließlich friedlich im Park und rauche eine Pflanze, bin ich der asoziale, drogenabhängige Kriminelle", schreibt er auf Twitter.
Eine Veranstaltung wie die Wiesn habe grundsätzlich wenig mit Geselligkeit zu tun, findet Niklas. Er habe das Oktoberfest zwar nie besucht, aber aus seiner Sicht handele es sich trotzdem einfach um ein Saufgelage.
"Das Oktoberfest ist in meinen Augen ein hemmungsloses Saufgelage."
Mit Alkohol habe Jan-Niklas generell schlechte Erfahrungen gemacht und eine persönliche Aversion dagegen, berichtet er. Fast täglich sehe Jan in seinem persönlichen Umfeld, was Alkohol anrichten würde. Das habe zu einer grundsätzlichen Abneigung geführt, sagt er. Dass sich Menschen unter dem Deckmantel angeblicher Lebenskultur in Massen treffen, um sich komplett aus dem Leben zu trinken, sei ihm schleierhaft – vor allem, wenn es dann mitunter zu sexuellen Übergriffen und anderen Gewalttaten komme.
Feiern ja, aber mit Anstand
Vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage, mit einem Krieg vor der Haustür und drohender Energieknappheit, hält Jan-Niklas Veranstaltungen wie das Oktoberfest zum jetzigen Zeitpunkt für verzichtbar. Trotzdem stellt er klar, dass er den Menschen das Feiern keinesfalls verbieten wolle. Nach zwei Jahren Corona, könne er das Bedürfnis der Menschen, rausgehen zu wollen, schon nachvollziehen, sagt er.
"Mir geht es auch gar nicht darum, irgendetwas verbieten zu wollen."
Was für die einen das Oktoberfest ist, ist für Jan-Niklas vielleicht der Fußball und der Besuch im Stadion. Hier werde sich auch viel daneben benommen und Alkohol in Mengen getrunken, so Jan-Niklas. Doch genau wie bei der Wiesn gelte auch im Stadion für ihn: "Schießt euch nicht ab, benehmt euch, genießt das Spiel, supportet eure Mannschaft."