Offene BeziehungWarum manche trotz sexueller Freiheit lügen
Paare, die ihre Beziehung öffnen, wünschen sich oft mehr Freiraum bei gegenseitigem Vertrauen. Trotzdem kommt es auch da manchmal zu Unehrlichkeiten in Sachen Liebesbeziehungen. Cleo erzählt von so einer Erfahrung mit einer langjährigen Freundschaft Plus. Paartherapeutin Jamila Mewes gibt Tipps für eine bessere Kommunikation.
Cleo lebt seit sieben Jahren in offenen Beziehungsmodellen. Sie war lange mit ihrem Partner Roman zusammen und hatte nebenbei Affären und auch längere Beziehungen. Unter den Beziehungen war auch eine Freundschaft Plus in einer fünf Stunden entfernten Stadt.
Lügen trotz offener Beziehung
Als Cleo in diese Stadt zieht, bricht die Freundschaft Plus den Kontakt plötzlich ab, ohne sich zu erklären. Cleo erfährt eher durch Zufall: Offenbar wollte der Partner eine monogame Beziehung zu einer anderen Frau starten. Cleo hat bis heute keine Erklärung dafür, wieso er ihr das nicht anvertraut hat.
"Meine Freundschaft Plus hat ein doppeltes Spiel gespielt, obwohl er das gar nicht musste."
Cleo findet, er hätte ihr auch einfach sagen können: Meine Bedingungen ändern sich, ich gehe jetzt in eine exklusive Beziehung, wir können uns nicht mehr treffen auf die Art und Weise. Sie weiß: Auch mit der neuen Freundin war er am Ende nicht ehrlich und die beiden haben sich getrennt.
Kommunikation ist auch in offenen Beziehungen manchmal schwer
Über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, das ist auch in offenen Beziehungen nicht immer leicht, erklärt Paartherapeutin Jamila Mewes. Sie hat sich auf die Beratung dieser Beziehungsmodelle spezialisiert. Jamila erlebt es in der Praxis immer wieder, dass in der offenen Beziehungsform der Wunsch nach Ehrlichkeit und Transparenz da ist, es aber an der Umsetzung mangelt.
"In der Umsetzung ist es herausfordernd, damit konfrontiert zu sein, was wir im anderen auslösen können."
Wie in jeder Beziehung ist Kommunikation besonders wichtig. Auch Paare in offenen Beziehungen müssen den Mut finden, über ihre Bedürfnisse zu sprechen, sagt Jamila. Das gilt auch, wenn Angst vor den Reaktionen der Partnerperson besteht. Die Fähigkeit, dieses Gefühl aushalten zu lernen, liege in uns selbst.
"Was ich im anderen auslöse mit meiner Transparenz, dafür übernehme ich keine Verantwortung."
Besonders hilfreich ist es, sich die eigene Verantwortung – und auch die, die die Partner*innen tragen – bewusst zu machen. Trotzdem: Wenn wir Bedürfnisse äußern, tragen wir dadurch nicht die alleinige Verantwortung für die Reaktion des Gegenübers, sagt Jamila.
Außerdem in "Eine Stunde Liebe":
Im Liebestagebuch erzählt Luis, wie er nach seiner langen Suche nach einer Beziehung über Online-Dating jetzt eine Frau durch seinen Freundeskreis kennengelernt hat. Sie lebt zwar weit weg, aber von der ersten Begegnung ist Luis schon sehr begeistert.