Pandemie und MehrwertsteuerÖkonomin zu Steuersenkung: Kein großer Wumms
20 Milliarden Euro für sechs Monate: Die Kosten für die Senkung der Mehrwertsteuer sind klar. Der Nutzen ist für die Ökonomin Dominika Langenmayr weniger deutlich.
Vom 01.07.2020 bis zum 31.12.2020 hat die Bundesregierung den regulären Mehrwertsteuersatz von 19 auf 16 Prozent gesenkt. Ziel war es, den privaten Konsum anzukurbeln, um so den pandemiebedingten wirtschaftlichen Einbruch abzupuffern. Bei Produkten und Dienstleistungen mit verringertem Mehrwertsteuersatz senkte sie den Satz von sieben auf fünf Prozent.
"Es hat ein bisschen was gebracht. Der große Wumms, der da kommen sollte, war es nicht."
Die Ökonomin Dominika Langenmayr ist von der Wirkung der Maßnahme nur mäßig überzeugt. Abschließend bewerten lasse sich die Sache allerdings noch nicht (Stand 28.12.2020). Sie weist darauf hin, dass zwar die meisten Supermärkte die Steuersenkung weitergeben haben – zu diesem Ergebnis kommt auch das Ifo-Institut. Allerdings seien nur beim massenhaften Vorziehen von größeren Anschaffungen deutliche wirtschaftliche Effekte zu verzeichnen. Die Ökonomin nennt konkret den Kauf neuer Autos oder neuer Küchen.
Die Frage nach dem Effekt
Grundsätzlich fehle der Mehrwertsteuersenkung eine soziale Komponente. Jemand, der wenig Geld zur Verfügung habe, würde Großanschaffungen in einem Jahr, das weitere ökonomische Unsicherheit bringe, sicherlich nicht vorziehen.
"Leute mit geringerem Einkommen, die kaufen sich in dieser Situation, wo viele in Kurzarbeit sind oder Angst haben, ihren Job zu verlieren, sicherlich kein neues Auto."
Für den voraussichtlich recht geringen Effekt sei die zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer allerdings eine ziemlich teure Angelegenheit. Rund 20 Milliarden Euro wird die Sache kosten. Dominika Langenmayr ordnet ein: "20 Milliarden sind unheimlich viel Geld. Das sind zwei Drittel von dem, was sonst an Körperschaftssteuer, also Gewinnsteuern, im Jahr gezahlt wird."
Preissteigerungen 2021 möglich
Für sie ist auch klar, dass die Preise 2021 in der Regel auch wieder entsprechend angehoben werden. Bei manchen Produkten könnte es auch über die drei Prozent hinaus zu echten Preissteigerungen kommen, vermutet sie.
"Darüber hinaus kann es auch passieren, dass bei Produkten, bei denen die Steuersenkungen nicht voll weitergegeben wurden, die Preise trotzdem auch ein bisschen mit ansteigen."