ÖkonomieDie Bedeutung der Wirtschaftswissenschaften für Krisen
Corona, Krieg in der Ukraine, Klimawandel – Tragen die Wirtschaftswissenschaften Mitschuld an diesen Krisen? Oder kann die Ökonomie uns eher helfen, sie zu bewältigen? Diesen Fragen geht der Ökonom Achim Wambach in seinem Vortrag nach.
Die Globalisierung und der freie Markt haben dazu geführt, dass unser Wirtschaftssystem weltweit vernetzt ist. Das hat Folgen. In der Coronakrise etwa sind Lieferketten zusammengebrochen, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bedroht die Energieversorgung in Deutschland, weltweit nimmt die soziale Ungleichheit zu, Naturressourcen werden vernichtet, autokratische Regime erstarken mancherorts.
Die Rolle von Freihandel und Globalisierung in Krisen
Was haben die Wirtschaftswissenschaften dazu beigetragen? Haben falsche oder ungerechte Wirtschaftstheorien wie Freihandel oder Globalisierung die Grundlage gelegt für die Krisen, die wir heute durchleben? Dem geht der Ökonom Achim Wambach in seinem Vortrag nach.
Achim Wambach ist Professor an der Universität Mannheim und Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Seit vielen Jahren berät er das Bundeswirtschaftsministerium.
"Wir lernen immer mehr aus der Krise, und wir können mit Krisen immer besser umgehen."
Die Wirtschaftswissenschaften haben mit ihren Theorien zu den Krisen der Gegenwart beigetragen – ja, das ist eine Seite des Problems, sagt Achim Wambach. Er verweist noch auf eine andere: In seinem Vortrag argumentiert er, dass die Wirtschaftswissenschaften uns auch helfen können, Krisen zu bewältigen. Die Wirtschaftswissenschaft habe aus den Krisen viel gelernt, so Wambach.
"Es ist keine Diskussion mehr, ob die Regierung in der Krise unterstützen soll. Das ist die Aufgabe der Regierung, da zu unterstützen."
So sei es heute gar keine Frage mehr, ob der Staat sich in Krisen einmischen sollte. Das sei heute selbstverständlich. Wirtschaftswissenschaften könnten dabei helfen, die besten Mittel zu finden, mit denen die Politik den negativen Effekten einer Krise entgegenwirken könnte.
Ein Beispiel dafür sei die Arbeitsmarktpolitik. Früher hätte jede Wirtschaftskrise immer auch zu einer Arbeitsmarktkrise geführt. Durch Kurzarbeitergeld und andere Fördermaßnahmen hätte sich der Arbeitsmarkt heute völlig von der Konjunktur entkoppelt – eine Leistung von Politik und Wirtschaftswissenschaft.
"Wir brauchen ein Weltklimaabkommen."
In der Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaftswissenschaften sieht Achim Wambach auch den Schlüssel zur größten Krise, die uns bedroht, dem Klimawandel. Wenn wir Weltwirtschaft und Klimapolitik kombinieren, dann haben wir auch eine Chance, diese Krise in den Griff zu bekommen, so der Ökonom.
Achim Wambachs hat seinen Vortrag "Freihandel, Globalisierung, Chaos. Die Wirtschaftswissenschaften und die Idee des freien Marktes" am 17. Januar 2023 in Frankfurt am Main im Rahmen der Vorlesungsreihe "Böse Forschung" der Polytechnischen Gesellschaft gehalten.