Arbeitsmarkt und PandemiefolgenÖkonom: Kurzarbeit hat Kriseneffekt aufgefangen
Rund 2,2 Millionen Jobs sind 2020 durch Kurzarbeit gesichert worden, hat die Hans-Böckler-Stiftung ermittelt. Für viele mit niedrigen Einkommen reiche es aber nicht, sagt der Ökonom Alexander Herzog-Stein.
Kurzarbeit hat auf dem Höhepunkt der Corona-Krise rund 2,2 Millionen Jobs gesichert, heißt es in einem Arbeitspapier des Instituts für Makroökonomie. Das Institut gehört zur Hans-Böckler-Stiftung, die Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
In Deutschland ist Kurzarbeit so organisiert, dass Betriebe bestimmen, wie stark die Arbeitszeit reduziert wir, erklärt Ökonom Alexander Herzog-Stein. Kurzarbeit ist ein Kennzeichen der europäischen Antwort auf die Corona-Krise, sagt er.
Quartalsarbeitszeit deutlich gesunken
Im zweiten Quartal 2020 – während der ersten Corona-Welle – zeige sich die ganz beachtliche Verringerung der durchschnittlichen Arbeitszeit um 18 Stunden.
"Wir haben festgestellt, dass im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum vierten Quartal 2019, die Arbeitszeit pro Beschäftigtem in Deutschland um knapp 18 Stunden zurückgeht."
Er weist darauf hin, dass europaweit Kurzarbeitsprogramme aufgelegt worden sind. Auch in Ländern, die dieses Instrument bislang nicht genutzt haben – Großbritannien und Dänemark beispielsweise. So sei versucht worden, Beschäftigung in den Unternehmen zu halten. Mit Kurzarbeitergeld wird der Einkommensverlust von manchen Beschäftigen dann durch öffentliche Mittel ausgeglichen. Insgesamt beschreiben die Forschenden des Instituts für Makroökonomie das Kurzarbeitergeld als erfolgreiches Arbeitsmarktinstrument.
Kleine Einkommen, größere Verluste
Der Ökonom sieht weiterhin Verbesserungsbedarf und auch die Grenzen von Kurzarbeit und Kurzarbeitergeld. Grundsätzlich haben 2020 Menschen mit geringen Einkommen größere Einkommensverluste verzeichnet. Gastgewerbe und Einzelhandel treffe es besonders hart. Die Gehälter sind dort oft gering, sagt Alexander Herzog-Stein. Wer dann noch auf Kurzarbeit angewiesen und einen vollständigen Arbeitsausfall habe, sei schnell auf Grundsicherung angewiesen.
"Einkommensverluste bei Personen, die schon vor der Krise niedrige Einkommen hatten, waren anteilsmäßig höher als in anderen Bereichen."
Ein gestaffeltes Kurzarbeitsgeld sei bedenkenswert, findet Alexander Herzog-Stein. Die Staffelung könne sich am vorherigen Verdienstniveau der Beschäftigten orientieren. Auch Minijobbende, die nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, gehören zu den Leidtragenden. Sie profitierten nicht von der Kurzarbeit und haben ihre Stellen häufig verloren. Um 15,8 Prozent hat sich ihre Zahl 2020 im Vergleich zu 2019 verringert, wie folgende Statistik zeigt.