Trotz medizinischer AusbildungNotfallsanitäter unterwegs in einer rechtlichen Zwickmühle
Sie sind ausgebildet, um Hilfe zu leisten, und können doch oft nicht mehr machen, als zu warten: Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter. Denn ihre Aufgabe ist es, Erste Hilfe zu leisten – für das Setzen einer Spritze, muss ein Notarzt anwesend sein.
Notfallsanitäter sind oft die ersten Einsatzkräfte an einer Unfallstelle und können doch nur bedingt Hilfe leisten. Denn: In vielen Fällen dürfen sie ohne eine Notärztin oder einen Notarzt keine Maßnahmen einleiten, zum Beispiel Spritze setzen oder einen Zugang legen. Gleichzeitig machen sie sich bei unterlassener Hilfeleistung strafbar. Für die Sanitäterinnen und Sanitäter heißt das: Sie bewegen sich in einer rechtlichen Zwickmühle.
Ihre Hauptaufgabe ist es, Erste Hilfe zu leisten. Genau meint das: Wiederbeleben, Beatmen, Blutungen stillen und auch das Verabreichen bestimmter Medikamente. Im Anschluss müssen sie vor allem eines machen: Auf den Arzt warten.
"Einerseits riskieren Notfallsanitäter, sich wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar zu machen, andererseits dürfen sie keine Spritze setzen oder einen Zugang legen."
Deren Hilfe brauche es oft allerdings nicht, sagt Notärztin Carola Holzner. Denn: Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter haben die höchste nicht akademische medizinische Ausbildung. Ein Teil ihrer dreijährigen Ausbildung ist zum Beispiel die Medikamentenkunde. Das bedeutet: Sie lernen das Verabreichen von Medikamenten und wissen dementsprechend, wann sie welches Medikament einsetzen müssen.
Dementsprechend könnten sie gewisse Einsätze auch alleine stemmen, sagt Carola Holzner. Die Notärztin wäre so für komplexere Notfälle frei. Aber: Den Sanitätern sind die Hände gebunden, obwohl der Beruf des Notfallsanitäters vor fünf Jahren eingeführt wurde, um Patienten schneller zu helfen – gerade auf dem Land, wo die Wege für Notärztinnen lang sind.
Notfallsanitäterinnen sind oft die Hände gebunden
Gut ausgebildete Notfallsanitäter seien wichtig, sagt unter anderem auch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Aber: Der Schutz der Patienten gehe vor, der nur durch Ärztinnen und Ärzte garantiert werden könne. Es brauche mehr Notärzte, fordert der Fachverband. Notärztin Carola Holzner spricht sich hingegen für mehr Kompetenzen für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter aus.
Bundesländern bestimmen mit
In Bayern dürfen die Notfallsanitäter seit dem 1. Dezember 2019 bestimmte ärztliche Aufgaben auch selbst übernehmen - zum Beispiel ohne ärztliche Anweisung einen Zugang legen oder eine Kurzinfusion geben.
Denn: Die Bundesländer haben bei ihren jeweiligen Rettungsdienstgesetzen einen leichten Spielraum, was den Einsatz von Notfallsanitätern angeht. Zudem hat sich der Bundesrat dafür ausgesprochen, Notfallsanitäter grundsätzlich "zur Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten" zu berechtigen. Unklar ist noch, wann und wie das umgesetzt wird.
Notfallsanitäter singt über Berufsalltag
Über den Alltag der Sanitäter singt ein Notfallsanitäter alias Felix Peter. Nach knapp zwei Wochen hat das Video knapp eine halbe Millionen Aufrufe auf Youtube.
"Am Ende des Videos bezeichnet er sich - dann auch leicht zynisch - letztendlich als Krankenwagenbelademeister."