Nordirland 1968Marsch von Londonderry
Katholiken protestieren am 5. Oktober 1968 im nordirischen Londonderry gegen Benachteiligung. Die Polizei treibt die Demo gewaltsam auseinander. Der Protest für mehr Bürgerrechte eskaliert, der Jahrzehnte währende Nordirlandkonflikt beginnt.
Im Vorfeld der Kommunalwahlen will ein Teil der katholischen Bevölkerung der nordirischen Stadt Londonderry - heute Derry - am 5. Oktober 1968 friedlich demonstrieren. Ihre Forderung: eine gerechtere Vergabe von Wohnungen, Jobs und eine generelle Gleichbehandlung mit den Protestanten in Nordirland.
Die nordirische Regierung verbietet den Marsch. Dennoch versammeln sich mehrere Tausend Menschen in Londonderry, der zweitgrößten Stadt Nordirlands.
Im Stadtzentrum am Ende der Duke Street sperrt die Polizei den Weg der Demonstranten ab. Sie treibt die Menschen mit Schlagstöcken und Wasserwerfern auseinander. Im Arbeiterviertel Bogside kommt es zu einer regelrechten Straßenschlacht.
Nordirlandkonflikt - Karfreitagsabkommen - Brexit
Einige Historiker sehen in dem gewalttätigen Konflikt am 5. Oktober 1968 den Beginn des Jahrzehnte währenden Nordirlandkonflikts. Über lange Zeit bestimmen blutige Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten und zwischen Republikanern auf der einen und Unionisten auf der anderen Seite den Alltag auf der irischen Insel.
Erst das Karfreitagsabkommen, das 1998 unterzeichnet wird, bringt der grünen Insel Frieden und eine Aussöhnung zwischen den zerstrittenen Bevölkerungsgruppen.
Entwaffnung der IRA
Teil dieses Abkommens sind die Entwaffnung der Irisch-Republikanische Armee (IRA) und eine offene Grenze zwischen Nordirland, das zum Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland gehört, und der Republik Irland im Süden des Landes.
Diese offene Grenze sollte später zum vermutlich schwierigsten Problem beim Brexit werden, dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Roland Sturm, Politikwissenschaftler der Universität Erlangen, schildert den Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden Irlands bis zum Friedensprozess in den 90er Jahren.
- Nadja Maurer vom Hamburger Institut für Sozialforschung erläutert die Gründe und die verschiedenen Stadien des Friedensprozesses bis zum Karfreitagsabkommen von 1998.
- Deutschlandfunk-Korrespondent Friedbert Meurer berichtet von den aktuellen Diskussionen über die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland nach dem geplanten Brexit des Vereinigten Königreiches.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld befasst sich mit den beiden Konfliktlinien zwischen Katholiken und Protestanten einerseits und zwischen England treuen Unionisten andererseits. Außerdem spricht er über die auf Eigenständigkeit drängenden Republikaner.
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