Nintendo LaboMehr als alte Pappe
Den japanischen Spielehersteller Nintendo kennen bestimmt alle. Durch Konsolen wie das NES - das Nintendo Entertainment System - oder Spieletitel wie "Super Mario Brothers" oder "The Legend of Zelda". Also vor allem Software, Hardware und Technik. Jetzt hat sich das Unternehmen etwas Neues einfallen lassen – es geht ums Basteln. Unsere Games-Expertin Jana Reinhardt hat Nintendo Labo getestet.
Zwei Bastelsets aus Pappe bringt das Unternehmen Nintendo mit Labo auf den Markt. Mithilfe dieser Sets sollen sich ein Klavier, eine Angel, ein Motorrad oder ein ferngesteuerter Rüttelkäfer bauen lassen. Und das alles aus einem Stapel Pappen. Im Set unserer Games-Expertin Jana Reinhardt liegen 28 davon. Jede etwa so groß wie ein DIN-A4-Blatt. Dazu noch Gummibänder, ein Reflektorsticker und eine Schnur.
"Ich habe Leute gesehen, die haben ganze Automaten aus Pappe gebaut."
Ein bisschen klingt das Ganze, als würde Nintendo zu seinen Ursprüngen zurückkehren – einst hat die Firma nämlich Spielkarten und analoges Spielzeug hergestellt. Klar ist aber auch – richtig spannend wird das Ganze erst, wenn auch die aktuelle Spielkonsole Nintendo Switch zum Einsatz kommt – und mit ihr zwei Controller, Infrarotkameras, Vibration, Neigungssensoren oder ein Beschleunigungssensor. Jana und unser Moderator Sebastian Sonntag versuchen sich als erstes an einem ferngesteuerten Käfer. Eine relativ simple Bastelarbeit – ganz im Gegensatz zum Pappklavier, für das Jana fünf Stunden gebraucht hat.
Das Basteln lässt sich ein bisschen mit Lego vergleichen. Jeder Packung liegt eine Anleitung bei – allerdings als Programm für die Spielkonsole, die Nachwuchsbastlern wirklich jeden Schritt interaktiv vormacht. Auch deshalb ist Labo auch für Kinder ab der Grundschule geeignet. Jedes Projekt hat seinen eigens eingefärbten Pappbogen. Die meisten Teile erinnern an Schachtelfaltungen oder ein bisschen auch an Origami. Nichts muss geklebt oder ausgeschnitten werden. Jana hatte zunächst Bedenken, aber nach der Faltung ist doch alles ziemlich stabil.
Es erinnert an Origami
Anschließend schieben die beiden den Controller der Switch links und rechts in die Seiten des Pappkäfers und wechseln dann auf der Switch vom Bauen- ins Spielen-Menü. Auf dem Touchscreen der Switch erscheint jetzt eine Fernsteuerung. Durch die Vibration an den Beinen kann der Käfer entweder im Kreis oder nur auf eine Seite laufen.
Alles ganz nett aber noch nicht besonders beeindruckend. Ganz anders sieht das schon beim Pappklavier aus, das wirklich wie ein Klavier klingt, wenn es an die Konsole angeschlossen wird. Das Ganze funktioniert dank einer Infrarotkamera im Kontroller. Sie beleuchtet die dunkle Klavierkiste von innen und erfasst glitzernde Markersticker auf der Rückseite der Tasten. Dadurch registriert die Kamera im Controller, welche Tasten angeschlagen werden, welche Pappknöpfe reingedrückt und gedreht werden.
"Klar – Nintendo hat das nicht erfunden. Das ist ganz stark von der Maker-Szene inspiriert. Auch die machen oft etwas mit Pappe. Und auch beim Netzbasteln bei Deutschlandfunk Nova stellt ihr oft etwas vor, was in diese Richtung geht."
Kurz zusammengefasst gibt es beim Labo verschiedene Phasen: Erst falten, dann spielen – und im Anschluss zeigt das Programm noch, wie die Technik hinter dem magischen Vorhang aussieht. Das Bauen nach Plan soll dabei nur der Anfang sein – die Software Toy Con Werkstatt soll Usern ermöglichen, selbst zu programmieren. Auch das ist relativ simpel gehalten.
Jana erinnert das Ganze sehr an die Maker-Szene. Und Techniken wie Kameratracking mit Hilfe von Makern kennt sie aus ihrem Multimediastudium. Der große Unterschied: Um Nintendo Labo zu nutzen, muss niemand programmieren können. Und Jana ist fasziniert, wie viel die Pappkameraden aushalten – selbst, wenn sie ihr Pappklavier fast mit einer umgekippten Kanne Tee vernichtet hätte.