New WorkArbeiten ohne Chefs
Immer mehr Firmen wagen sich an neue Arbeitsmodelle. Unter dem Stichwort "New Work" gibt es vieles, was sich zu überdenken lohnt, findet unser Reporter. Denn wer braucht heute noch starre Hierarchien - oder überhaupt noch Chefs?
Das Start-Up Einhorn macht vegane und nachhaltige Kondome und Periodenprodukte. Die Firma ist ein gutes Beispiel für das, was man gemeinhin "New Work" nennt. Einen Chef im eigentlichen Sinne braucht es dafür nicht. Das Gehalt: Darüber haben die Mitarbeiter selbst abgestimmt. Lösungen: Muss das Team gemeinsam finden.
"Es gibt zig Ansätze, wie Arbeit auf neue und andere Weise klappen kann."
Unter New Work können wir uns eine Art großer Baukasten vorstellen, voller skurriler Werkzeuge und Ideen, sagt unser Reporter. Eine Idee wäre es, Hierarchie-Ebenen komplett aufzulösen und alle im Unternehmen auf eine Stufe zu stellen, das nennt sich Holokratie. Andere Werkzeuge wären Bar-Camps, "agiles Arbeiten" oder "Scrum".
Srum: Team baut Unternehmen in Turbozeit um
Carsten Schermuly ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule SRH Berlin. Er hilft Unternehmen, die sich verändern und Neues ausprobieren wollen. Scrum, erklärt er, sei eine Methode, bei der ein kleines Team sich für einige Wochen findet, zusammenarbeitet und dann sehr schnell ein Ergebnis liefert, quasi im Sprint.
"Unsere Unternehmensstrukturen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Und da gibt es eine Großorganisation, die Pate gestanden hat: das Militär."
Hierarchien, sagt Carsten Schermuly, seien nicht dafür bekannt, dass sie schnell sind oder gar flexibel. In kreativen Bereichen oder da, wo Mitarbeiter zusammen arbeiten müssen, seien sie nicht hilfreich. Und desto dringender werde die Anpassung der Unternehmensstrukturen, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen.
"In unserer Freizeit zuhause managen wir Familien, haben Budgets, sind voll verantwortlich. Und dann gehen wir zur Arbeit und sind plötzlich Jugendliche, die überwacht werden müssen, kontrolliert werden müssen sogar. Die von ihren Chefs irgendwelche Aufgaben bekommen."
Auch die Medienwelt verändert sich: Digitalisierung, Internet und Soical Media stellen die Arbeit in den Redaktionen vor neue Herausforderungen. Und vielleicht wären auch da neue Arbeitsmodelle gefragt, denkt Stephan Beuting: "Gehälter offenlegen, auch mal am Wochenende ans Telefon gehen, dafür mehr Verantwortung und weniger Hierarchie: Ich wär dabei", sagt er.
Und vielleicht würde das vielen gefallen: Mehr Verantwortung, mehr Freiheiten, weniger Vorgaben. Denn wir alle können eigentlich viel mehr, als uns oft zugetraut wird.