NeurowissenschaftenMusik ist Belohnung fürs Gehirn
Musik kann glücklich machen. Aber warum? Kanadische Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass ein überraschendes Moment in einem neuen Song das Belohnungszentrum in unserem Gehirn aktiviert.
Der eine liebt Indie-Rock, die andere Techno oder Metal, wieder andere mögen Schlager oder Klassik. Aber alle Musikfans haben eines gemeinsam: Ihre Musik zu hören, macht sie glücklich. Warum aber ist das so? Forscher des Neurologischen Instituts der kanadischen McGill Universität haben in einem Experiment gezeigt, was für uns angenehme Musik in unserem Gehirn bewirkt und auch, wie sich das auf unser Lernen auswirkt.
Die Probanden, so erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck, mussten unter anderem eine Taste nach links oder rechts drücken. Je nachdem, welche sie drückten, bekamen sie Musikauszüge zu hören – je nach empfinden waren die angenehm oder unangenehm. Im Laufe der Zeit lernten sie dabei, welche Entscheidung eher zu angenehmer oder unangenehmer Musik führen würde. Dabei wurde ihre Gehirnaktivität mittels Magnetresonanztomografie untersucht. Diese Aktivitäten wurden dann abgeglichen mit ihrem Entscheidungsverhalten.
Angenehmer Sound = gutes Gefühl
Die Forscher haben mit diesem Experiment erstmals gezeigt, dass etwas Abstraktes, etwas, das wir nicht anfassen können, einen Glückseffekt in unserem Gehirn provoziert, erklärt Henning Beck: Das Belohnungszentrum wird aktiviert, Glückshormone werden ausgeschüttet. Bislang sei das nur bei greifbaren Dingen wie etwa Nahrung oder Geld nachgewiesen worden.
Dabei geht es allerdings nicht um konkrete Musikrichtungen. Der Musikgeschmack bildet sich etwa bis zum 20. Lebensjahr aus, so der Neurowissenschaftler, dann ist er recht festgelegt, das Gehirn hat bestimmte Erwartungen ausgebaut. Der zentrale Punkt sei, dass neue Musik etwas Unerwartetes haben muss, um das Belohnungszentrum zu aktivieren, gleichzeitig aber eben auch etwas Erwartbares, indem sie sich innerhalb unserer Hörgewohnheiten bewegt. Die Mischung aus dem Unerwarteten und dem Erwarteten macht offenbar den Effekt aus, schließt Henning Beck daraus.
"Wenn man dieses Erwartbare mit diesem Überraschenden mischt - das ist eigentlich immer das, was einen Hit ausmacht."
Was genau im Gehirn dabei abläuft, ist allerdings noch unklar, sagt der Neurowissenschaftler. Hier muss weiter geforscht werden. Das kanadische Experiment liefere dafür aber wichtige Hinweise. Und auf dieser Basis ließe sich auch weiter untersuchen: Trifft dieser Glückseffekt auch auf andere abstrakte ästhetische Dinge zu – auf Bilder zum Beispiel?
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