NeurologieSchlagzeugspielen macht das Gehirn effizienter
Schlagzeuger genießen bei manchen Menschen den Ruf, nicht die hellsten Kerzen auf der Torte zu sein. Das ist aber totaler Quatsch – das Gegenteil ist der Fall: In manchen Bereichen funktionieren die Gehirne von professionellen Schlagzeugern sogar viel besser als die anderer Menschen.
Im Gehirn von Schlagzeugern ist manches anders, als in den Gehirnen von anderen Menschen. Vor allem sind deren Gehirne in der Lage, mehrere Sachen gleichzeitig zu steuern, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.
"Unterschiedliche Bewegungen mit Händen und Füßen: Was Schlagzeuger machen, ist sehr schwierig und für das Hirn sehr anspruchsvoll."
Um das zu schaffen, haben sich die Gehirne professioneller Schlagzeuger organisch verändert, haben Biologen und Psychologen der Ruhruniversität Bochum herausgefunden: So sind zum Beispiel die beiden Hirnhälften besser miteinander verknüpft, über eine Art dickes Datenkabel in der Mitte des Gehirns, erklärt Henning Beck. Dadurch kann sich das Schlagzeugerhirn die Gedankenarbeit und die Steuerung der Muskeln besser einteilen.
Dickes Datenkabel verbindet beide Hirnhälften
Dieses Datenkabel, das etwa so dick wie ein kleiner Finger ist und durch das eine Viertelmilliarde Nervenfasern hin- und herführen, hat zwar jeder Mensch, so Henning Beck. Bei den Schlagzeugern wächst diese Struktur allerdings und passt sich an, je mehr sie üben und komplizierte parallele Bewegungen ausführen. Je ausgeprägter und funktionaler das Datenkabel zwischen den beiden Hirnhälften ist, desto effizienter wird das Hirn auch in der Art und Weise, wie es arbeitet, sagt der Neurowissenschaftler.
Das Hirn wird effizienter und spart Energie
Bei einfachen motorischen Tätigkeiten, wie etwa einem Mausklick, wird das Gehirn professioneller Schlagzeuger nicht mehr so stark beansprucht wie bei Nicht-Schlagzeugern, haben die Forscher herausgefunden. Für die alltäglichen Aufgaben wird also weniger Arbeitsspeicher benötigt – es bleibt also mehr für andere Dinge übrig.
"Es ist nie zu spät, das Gehirn zu benutzen!"
Es kann durchaus etwas bringen, auch im höheren Alter noch mit dem Schlagzeugspielen anzufangen, sagt Henning Beck. Auch andere Instrumente zu spielen, zu Tanzen oder einfach nur Musik zu hören, hat übrigens schon ähnliche neuroplastische Effekte.
Grundsätzlich gilt laut Henning Beck: Es ist nie zu spät, das Gehirn zu benutzen. Es passe sich an und lerne dazu. Nur wird der Effizienzgewinn dann wahrscheinlich nicht mehr so hoch sein, wie wenn ihr mit sieben Jahren anfangt, auf die Becken zu schlagen.