Neues CoronavirusAngst in China: Kein Vertrauen in staatliche Medien
In China geht eine massive Angst vor einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus um, berichtet unser Korrespondent aus Schanghai. Das liege vor allem an der katastrophalen staatlich kontrollierten Berichterstattung.
Große Sorge und Aufregung – So beschreibt ARD-Korrespondent Steffen Wurzel die aktuelle Stimmung in China. Gerade in der Provinz Hubei, in deren Hauptstadt Wuhan das neue Coronavirus zuerst aufgetreten ist, würden die Menschen fest daran glauben, sich schon beim Verlassen des Hauses mit dem Virus anzustecken.
Auf den Straßen daher besonders präsent: die Atemschutzmaske. Sie soll den Chinesinnen und Chinesen als Schutz dienen, erklärt er. Die Angst vor einer möglichen Ansteckung mit dem Virus ist demnach viel drastischer in den Köpfen der Menschen verankert, als es in Hinblick auf die tatsächliche Gefahr nötig sei.
Chinesische Staatsmedien: Fake News in der Berichterstattung
Das liegt unter anderem an der Krisenkommunikation der chinesischen Regierung. Demnach ist die fehlende Transparenz das Hauptproblem der Berichterstattung in den staatlich kontrollierten Medien.
Denn: Gerade im Netz verbreiten sich Fake News rund um das neue Coronavirus und seine Folgen immer mehr. Gleichzeitig nehme das Vertrauen der Menschen in die staatlichen Behörden und auch Medien weiter ab, berichtet der Korrespondent.
"In allen 33 Landesteilen Chinas herrscht große Sorge und Aufregung. Besonders in der Provinz Hubei sind die Menschen davon überzeugt, sich mit dem neuen Coronavirus anzustecken, nur weil sie nach draußen gehen."
Erst Anfang dieser Woche (27.01.20) haben mehrere chinesische Staatsmedien auf ihren englischsprachigen Seiten ein Foto eines scheinbar neuen Krankenhauses in Wuhan gepostet, das dort speziell für die Behandlung der am neuen Coronavirus erkrankten Menschen in Betrieb genommen werden sollte.
Wenig später stellte sich heraus: Bei dem Post handelte es sich um einen Fake – Das Foto war stammte aus einer Online-Fotodatenbank. Dieses Beispiel zeigt erneut, dass es an unabhängigen Medien fehlt, schätzt Steffen Wurzel ein. Die staatliche Kontrolle von Informationen sei eine Katastrophe.
"Mehr denn je scheinen die staatlichen Medien zu denken, sie könnten die Menschen in China veräppeln."
Zwar gibt es daher viel Kritik von den Chinesinnen und Chinesen, zu Protesten kommt es aktuell aber nicht. Wegen ihres sehr großen Einflusses und ihres Strebens nach Stabilität werde die chinesische Regierung auch alles tun, um ein Aufflammen von Protesten zu verhindern, glaubt unser Korrespondent.
"Das Gesundheitssystem Chinas entspricht immer noch nicht den großen, modernen Seiten des Landes. In allen öffentlichen Krankenhäusern herrscht zu fast jeder Tages- und Nachtzeit leider sehr häufig Chaos."
Und tatsächlich funktioniert die zentralistische Herangehensweise der Kommunistischen Partei Chinas, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Auch, wenn das Gesundheitssystem noch immer hinterherhinke, sei Peking besser auf einen Ausbruch möglicher Epidemien vorbereitet als in der Vergangenheit, sagt er.
Große Welle der Panik bei Sars-Pandemie
Damit habe die Regierung zuletzt aus den Folgen der Sars-Pandemie in den Jahren 2002 und 2003 etwas gelernt. Auch bei dieser Infektionskrankheit, die erstmals Ende 2002 in China aufgetreten war, handelte es sich beim Erreger um eine Art des Coronavirus. Damals wirkte sich die Sars-Pandemie auf ganz Asien aus und wirkte sich in großen Teilen des Kontinents unter anderem negativ auf die Wirtschaft aus.
Gerade um eine erneute Welle der Panik zu vermeiden, habe Peking in Sachen Technik und Ausbildung der medizinischen Versorgung enorm aufgerüstet, aber auch bei der Absprache und der Organisation während einer Epidemie, erklärt Steffen Wurzel.