MedizinNeue Medikamente – manchmal besser, fast immer teurer
Wie steht es um die Wirksamkeit frisch zugelassener Medizin? Ein systematischer Vergleich zeigt, dass sie selten die bessere Wahl sind. Wir blicken auf die Ergebnisse.
Viele neu zugelassene Medikamente wirken nicht besser als Medikamente, die schon zuvor auf dem Markt waren. Das hat ein US-Schweizerisches Team in einer Studie herausgefunden. Die Forschenden haben Medikamente untersucht, die in der EU und den USA zugelassen werden – insbesondere solche zur Krebstherapie.
"Neu heißt in der Regel nicht besser als Medikamente, die es schon länger gibt."
Bei Medikamenten, die bereits zugelassen sind und zur Behandlung weiterer Erkrankung zugelassen werden, wirkt nur rund ein Drittel besser als die bereits vorhandenen Therapiemittel. Diese Erweiterung der Zulassung bedeutet beispielsweise, dass ein Medikament gegen Hautkrebs nachträglich auch zur Behandlung von Nierenkrebs zugelassen wird. Erweiterte Indikation heißt der Fachausdruck.
Erweiterte Medikamentenzulassung
Hersteller gehen diesen Weg der erweiterten Zulassung – in der Studie als supplemental indication bezeichnet – vor allem, weil er weniger aufwändig und deutlich kostengünstiger als die Neuzulassung ist. Der Hersteller habe dann schon viele Daten und müsse weniger Studien machen, erklärt Christina Sartori.
"Von den Neuzulassungen waren nur 47 Prozent besser als die Medikamente, die schon als Therapie auf dem Markt sind", sagt Christina Sartori. Die Wissenschaftsjournalistin weist außerdem darauf hin, dass bei der Zulassung von Medikamenten in der Regel nur die allgemeine Wirksamkeit mittels Placeboreihen ermittelt wird.
Nicht ermittelt wird die Wirksamkeit des neuen Medikaments im Vergleich zu bereits verfügbaren. Das wäre aus Patienti*innen Sicht der entscheidende Punkt.
Späte Nebenwirkungen
Aus Patient*innensicht ist außerdem problematisch, dass manche Nebenwirkungen erst dann auftreten, wenn Medikamente über lange Zeiträume eingenommen werden.
"Bei Medikamenten sieht man manche Nebenwirkungen erst, wenn viele Patienten sie seit Monaten oder Jahren einnehmen."