Neue FreundeWenn es uns schwerfällt, Anschluss zu finden
Annelie ist 27, als sie anfängt zu studieren, haben die meisten ihrer Kommiliton*innen gerade erst Abi gemacht. Die Psychologin Beate Brombacher gibt Tipps, wie wir mit solchen Situationen umgehen können.
Neue Stadt, neues Studium oder neuer Sportverein: In einer fremden Gruppe wollen wir meist so schnell wie möglich Anschluss finden. Was aber, wenn das nicht so richtig klappen will?
"Ich dachte, es würde laufen wie im Film: Ich finde sofort eine Clique, mit der ich im Studium durch dick und dünn gehe und in der WG finden Partys statt."
Annelie hat mit 27 angefangen zu studieren – und war zu Beginn ganz enthusiastisch. Sie dachte, es würde wie in den Filmen laufen und sie würde bald schon mit ihrer Clique durch dick und dünn gehen. In der Ersti-Woche musste sie dann aber feststellen: Die meisten ihrer Kommiliton*innen führen ein ganz anderes Leben und sind mit völlig anderen Themen als sie selbst beschäftigt.
Wenig Verbindungspunkte
Denn während die meisten das Abi erst seit ein paar Monaten in der Tasche hatten, war das bei Annelie schon fast zehn Jahre her. Nach abgeschlossener Ausbildung und Berufserfahrung ging Annelie auch ihr Studium strukturiert an, – viele ihrer Kommilitonen waren hingegen noch auf der Suche. Zum Beispiel, ob der Studiengang überhaupt das Richtige für sie ist. Auch hatte Annelie nicht mehr das Bedürfnis, jedes Wochenende Party zu machen.
Nachdem sie nur schwer Anschluss finden konnte, hat sie sich selbst des Öfteren gefragt, ob sie als so viel ältere Person für ihre Kommilitonen uninteressant sei. Für sie ergab sich dadurch eine Kluft. Auch wenn sie schließlich Freund*innen gefunden hat, sagt sie heute: An bestimmten Stellen fehlt immer noch die Tiefe.
Spezifische Interessen
Annelie hat vor allem in ihrem dritten Studienfach Anschluss gefunden. Da Islamwissenschaften ein spezifisches Fach ist, hat es die Studierenden schnell zusammengebracht. Arabisch lässt sich in der Gruppe sehr viel einfacher pauken als alleine, erzählt sie.
"Das Wesentliche ist, sich selbst als die Person anzuerkennen, die man ist, – und das kann eben heißen, weniger extrovertiert zu sein."
Wenn wir neu in einen sozialen Kontext kommen und keinen Anschluss finden, fühlen wir oft vor allem Enttäuschung über uns selbst, sagt die psychologische Psychotherapeutin Beate Brombacher aus Berlin. Dabei sind Persönlichkeiten sehr unterschiedlich, und wir alle haben auch schüchterne Anteile – manche mehr und manche weniger.
Die eigenen Stärken identifizieren
Die Psychotherapeutin sagt, es ist wichtig, die eigene Persönlichkeit zu akzeptieren und nach den eigenen Stärken zu suchen. Zum Beispiel, dass wir für uns formulieren: Mag sein, dass ich nicht die extrovertierteste Person bin, aber vielleicht bin ich sensibel oder sehr gut im Zuhören.
Außerdem sollten wir das Gefühl der Enttäuschung zulassen und wahrnehmen. Denn Enttäuschung ist natürlich und in einer solchen Situation normal.
"Mit zunehmenden Alter weiß ich oft auch viel besser, was ich will und was nicht – das heißt, die kristalline Intelligenz nimmt zu."
In sozialen Situationen rät die Expertin dazu, sich an diejenigen Menschen zu wenden, mit denen wir etwas gemeinsam haben, etwa das Alter. Oder aber sie sind uns sympathisch oder erinnern uns an einen geliebten Menschen. Das gibt Sicherheit in der Konversation.
Mit zunehmendem Alter wissen wir oft viel besser, mit welchen Menschen wir uns umgeben wollen und mit welchen wir gut klarkommen.
Was wir außerdem tun können, wenn wir in einer Gruppe nicht so richtig Anschluss finden, hört ihr in der Ab 21.