Neuartiges Coronavirus in den USANew York City: Leben im Corona-Hotspot
New York ist im Moment weltweit einer der Corona-Hotspots. Thomas Reintjes lebt und arbeitet dort – und hält sich meistens in seiner Wohnung auf. Um die Stimmung in der Stadt einzufangen, hat unser Reporter sich rausgetraut.
Die Zahl der Toten durch eine Covid-19-Erkrankung steigt in den USA immer weiter. Am Ostersamstag (11.04.2020) erreichte die Anzahl der Verstorbenen laut ABC News mit mindestens 18.600 einen neuen Höhepunkt.
Allein in den vergangenen 24 Stunden zuvor sind laut Johns-Hopkins-University 2.000 Menschen daran verstorben – das sind so viele Corona-Tote wie bisher nirgendwo sonst in dieser Zeitspanne. In den USA haben sich bislang über eine halbe Million Menschen (ebenfalls Stand 11.04.2020) mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Weltweit gibt es den Daten der Forschenden zufolge rund 1,7 Millionen Infizierte.
"I think the mood here is more somber. On my block, we've lost a neighbor and a couple of people have lost parents. So I think there's a level of sobriety certainly on my block."
Das Leben in New York City ist seit einigen Wochen stark eingeschränkt, das sorgt für eine gedämpfte Stimmung bei vielen Bewohnern, berichtet Thomas Reintjes. Unser Reporter hat sich mit einigen Fußgängern unterhalten, die er vereinzelt auf der Straße angetroffen hat.
Viele New Yorker, die normalerweise zum Kurzurlaub im Sommer nach Long Island fahren, haben die Stadt verlassen – so zum Beispiel auch Lumi, die Thomas vor einem Supermarkt antrifft. Siekennt Leute aus ihrem Wohnviertel in Brooklyn, die verstorben sind und sie hat auch von ein paar Leuten erfahren, dass deren Eltern ihrer Erkrankung mit Covid-19 nicht überlebt haben. Die Stimmung in New York empfindet Lumi als gedrückt.
Politik hätte schneller reagieren müssen
Mit dem Krisenmanagement von US-Präsident Donald Trump ist Lumi nicht zufrieden. Sie ist der Meinung, dass die Politik schneller hätte reagieren müssen. Denn als der Bürgermeister Bill deBlasio erste Lockdown-Maßnahmen einführen wollte, hatte der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, das noch ein paar Tage hinausgezögert.
Aktuell sei der Gouverneur Andrew Cuomo wegen seiner Besonnenheit im Krisenmanagement bei den Menschen aus New York beliebt, sagt Lumi. Sie ist aber überzeugt davon, dass die Bürger nun für die anfänglichen Fehler des Gouverneurs "zahlen" müssen.
Lebensmittel-Lieferant: Mehr zu tun als vorher
Vor seiner Haustüre begegnet unser Reporter Thomas Reintjes einem Mann namens Xavier, der Lebensmittel für die Nachbarn liefert. Seinen orange-weißen Lkw hat er am Straßenrand geparkt und räumt gerade Lebensmittel aus dem Laderaum. Während alle zuhause bleiben, ist Xavier viel unterwegs, denn er erhält mehr Bestellungen als sonst. Positiv ist für ihn daran, dass er denjenigen Leuten helfen kann, die ihre Wohnung besser nicht verlassen sollten.
"Friends and family are healthy as far as fine-wise. As far as losing their jobs – they have lost jobs and people are going through trying times. But in retrospect, all in all, everyone's fine. Can't complain."
Alle, die er kennt seien gesund, sagt Abdullah, den Thomas Reintjes vor einem kleinen Coffeeshop antrifft. Abdullah stellt sich hinten in der Schlange an, die sich vor dem kleinen Café gebildet hat. Er trägt schwarze Klamotten, blaue Plastikhandschuhe und hat eine kleine US-Flagge zum Mundschutz umfunktioniert. Obwohl er einige kenne, die ihren Job verloren haben, sagt er, dass es ihm selbst gut gehe.
Viele Arbeitslose in der Gastronomie
Vor allem, wenn unser Reporter Essen bestellt, stellt er fest, dass viele in dieser Branche zurzeit arbeitslos sind. In der Gegend, in der er in Brooklyn wohnt, haben sehr viele Restaurants eine Crowdfunding-Kampagne für das Personal gestartet. Außerdem gibt es Nachbarschafts-Websites und Google Docs, in denen die New Yorker nachschauen können, welche Restaurants weiterhin Essen liefern und welche Spendenkampagne es gibt zum Beispiel.
Veronica wird nicht zum Abschlussball gehen können
Veronica, der Thomas begegnet, während er weiter die Straßen entlang geht, ist Schülerin des Abschlussjahrgangs ihrer Highschool. Sie ist besorgt, weil sie glaubt, dass sie nicht mehr an ihre Highschool zurückgehen können wird. Ihre Sorge: Sowohl die Abschlusszeremonie als auch der traditionelle Abschlussball, der den Absolventen der Highschools in der Regel viel bedeutet, könnten aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Veronicas Vermutung wurde inzwischen bestätigt, weil die Schulen in New York City geschlossen wurden und der Unterricht inzwischen online weitergeführt wird.
"A lot of us are really sad. It's like pretty tough times for us. Since we won't be having typical American things like prom and graduation. And a lot of things that we worked for for the past four years get canceled."