Wohnungssuche#2 Mein Dach über dem Kopf
Schön soll es sein, zentral gelegen und am besten bezahlbar: Mit der neuen Wohnung steht und fällt unser Umzug in die neue Stadt. Aber wie kommen wir an das Objekt unserer Begierde?
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie "Neu in der Stadt". Alle sieben Folgen findet ihr hier.
Eine schöne Wohnung oder WG zu finden, wird immer schwieriger, je nachdem in welche Stadt wir ziehen wollen. Grund dafür ist unter anderem der Wohnraummangel – es scheint einfach zu wenige Wohnungen in den Ballungsgebieten zu geben, und wenn es sie gibt, sind sie oft zu teuer. Laut Zahlen aus dem Jahr 2014 zahlt jeder sechste Mieter mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens für eine Bruttokaltmiete.
Ein paar Tipps, an eine geeignete Bude zu kommen:
Das WG-Zimmer: Sympathie ist am wichtigsten
Da sind zum Beispiel Jana und ihre WG. Sie und ihre Mitbewohner suchen gerade eine vierte Person für die Wohnung. Wie die meisten WGs haben sie dazu ein Angebot auf einem WG-Suchportal geschaltet – und jetzt quillt das Postfach über.
Daher wird konsequent aussortiert: Wer den ersten Check nicht besteht, wird direkt gelöscht. Das sind für Janas WG zum Beispiel Anfragen mit kurzen Einzeilern oder wenn klar wird, dass die Person komplett andere Vorstellungen hat. „Ich habe eine Mail bekommen, wo drin stand, ob nicht einer ein Badezimmer alleine bekommen kann“, sagt Jana, „das war zu dreist, also damit ist man natürlich direkt unten durch“.
"Er kommt rein, will das Zimmer sehen und ist direkt wieder weg. Den nehmen wir nicht, weil man die Leute auch kennenlernen muss."
Bewerberinnen und Bewerbern empfiehlt Jana aus ihrer eigenen Erfahrung: Die Anzeigen genau lesen und immer zumindest die wichtigsten Daten wie Name, Alter und Studium oder Job angeben. Am besten folgt dann noch eine kurze Beschreibung, warum die Person einziehen möchte – denn die WG hat sich ja Gedanken bei ihrer Anzeige gemacht und versucht zu formulieren, wen sie sucht.
Janas WG ist zum Beispiel wichtig, den oder die Neuen in Ruhe kennenzulernen. Sie wollen niemanden, der immer in seinem Zimmer hockt – sondern ein WG-Mitglied, das auch mal Lust auf einen gemeinsamen Abend hat. Das sollte auch der Bewerberin oder dem Bewerber bewusst sein.
Nicht direkt nach WG-Casting melden
Daher kommt es bei der WG auch gar nicht gut an, wenn sich die Person beim WG-Casting direkt wieder verabschiedet, nachdem sie sich das Zimmer angeschaut hat.
Sich nach dem WG-Casting direkt bei der WG zu melden, das findet Jana persönlich übrigens nicht so gut: Denn die meisten hätten ja noch weitere Besichtigungen – das würde Druck auf die WG ausüben.
Die eigene Wohnung: Wichtig ist, wen der Vermieter sucht
Die Essener Maklerin Yvonne Barsoum sieht das ganz anders: Bei ihr kommt es sehr gut an, wenn sich Interessenten nach der Besichtigung noch mal bei ihr melden. Das ist für sie sympathisch und sie kann diesen Eindruck zum Beispiel an den Vermieter weitergeben – auch wenn sie betont, dass sie neutral sei und dem Vermieter alle Unterlagen vorlege.
Aber ob wir zur Besichtigung eingeladen werden, hängt am Ende davon ab, was die Vermieter suchen. Und das kann sehr verschieden sein, zum Beispiel, ob Familien oder Singles bevorzugt werden.
"Wie ist die Immobilie geschnitten? Für wen ist die Immobilie geeignet? Wie viele Zimmer hat sie? Da kommt es stark auf die Immobile an, welche Mieter dorthin passen."
Oberstes Gebot sei es, authentisch zu sein und sich nicht verstellen, sagt Yvonne Barsoum. Wer also normalerweise Sneaker trägt, sollte sich auf keinen Fall in Anzugschuhe oder Pumps zwängen. Das kommt im Zweifelsfall gar nicht gut an.
Anna und Philipp suchen zum Beispiel eine Wohnung in Krefeld. Die beiden können Yvonne Barsoums Aussagen so weit bestätigen: Verstellen hilft nicht. Aber Interesse zeigen, Fragen über die Wohnung und die Umgebung stellen.
Und die beiden nennen noch einen andere wichtigen Punkt: das sichere Gehalt. Sie haben immer sehr deutlich gemacht, dass sie einen festen Job haben und regelmäßig Gehalt beziehen. Das ist nicht bei jeder Person der Fall, daher kann im Zweifel auch eine Bürgschaft helfen, zum Beispiel von den Eltern.
"Wir haben in den Gesprächen immer deutlich gemacht, dass wir beide einen festen Job haben."
Den Gehaltsnachweis oder die Mieterselbstauskunft haben sie trotzdem nicht zu den Besichtigungen mitgenommen – bei Bedarf haben sie diese Unterlagen einfach nachgeschickt. Auch für Yvonne Barsoum ist das nicht zwingend. Aber es mache einen guten Eindruck.
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie "Neu in der Stadt". Alle sieben Folgen findet ihr hier.
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