Karriere-Netzwerk aufbauenBerufliches Netzwerken: Niemals alleine Mittagessen
Professionell Netzwerken ist ein Lebensbegleiter, sagt die Autorin und Netzwerken-Trainerin Tijen Onaran. Und gar nicht so schwierig: Wenn man sich gut vorbereitet und nicht nur übers Wetter spricht.
Für Freiberufler und Selbstständige sowieso, aber auch für Angestellte ist Netzwerken ein wichtiger Teil des Arbeitslebens und der eigenen Karriere - zumindest, wenn man auf Kunden angewiesen ist oder Interesse am Aufstieg in einem Unternehmen hat.
Fragen zum beruflichen Netzwerken mit Antworten von der Autorin ("Die Netzwerkbibel") und Netzwerken-Coach Tijen Onaran:
Warum ist beruflich Netzwerken überhaupt wichtig?
Selbst, wer immer gute Arbeit abliefert, erhält häufig nicht ausreichend Aufmerksamkeit, sagt Tijen Onaran. Darum muss man sich also selbst kümmern: In einem Netzwerk kann man von seiner Arbeit erzählen, davon, was man gut kann oder auch nicht. Ein Netzwerk multipliziert die Sichtbarkeit der eigenen Leistung - und hilft manchmal ganz praktisch mit Expertise und Erfahrung.
Für wen ist Netzwerken sinnvoll?
Für Freiberufler und Selbstständige gilt das Problem der fehlenden Sichtbarkeit noch stärker als für Angestellte: Potenzielle Kunden können nur dann zu Kunden werden, wenn sie von einem selbst und der eigenen Arbeit wissen.
Tijen sagt, auch für Angestellte sei Netzwerken aber immens wichtig. Es würde zum Beispiel den Arbeitsalltag erleichtern, "weil man mal eben wen anrufen und um Rat fragen kann, ohne sich vorher groß vorstellen zu müssen". Netzwerken helfe zudem, wenn man Karriere machen will. Speziell dann empfiehlt sich auch ein externes Netzwerk neben den Kontakten der eigenen Firma.
Wie fange ich das mit einem Netzwerk? Brauche ich eine Visitenkarte?
Nein. Tijen selbst hat zwar noch Visitenkarten, braucht sie aber kaum noch. Besser sei es, neue Kontakte direkt zum Social-Media-Netzwerk hinzuzufügen, zum Beispiel Xing, Linkedin oder Twitter. "Das hat auch den großen Vorteil, dass man up to date bleibt", sagt Tijen. Denn ist man per Social Media mit einer Person vernetzt, erfährt man zum Beispiel von ihrem Job- oder Positionswechsel oder dass sich die Person gerade mit einem speziellen Thema beschäftigt. Tijen: "Und schon hat man einen Anlass, sich mit der Person noch mal zu treffen."
Apropos treffen: Gute Gelegenheiten, sich mit jemandem persönlich zu unterhalten, sind zum Beispiel Mittagessen. "Never lunch alone", sagt Tijen. Netzwerken würde sie als Teil des Arbeitsalltags verstehen, nicht als Add-on. "Idealerweise ist das Netzwerken ein Lebensbegleiter."
Worüber rede ich mit Menschen, die ich nicht kenne?
Im besten Fall nicht übers Wetter. "Das bringt dich nicht weiter", sagt Tijen. Ein guter Tipp sei, sich ein Thema für das Gespräch zu überlegen und sich auf dieses Thema vorzubereiten. Gut geht das zum Beispiel bei speziellen Veranstaltungen, für die Thema, Redner, Referenten und Teilnehmer bekannt sind. Tijen: "Spezielle Themen verbinden alle, das ist immer ein guter Gesprächsanlass."
Auch könnten Veranstaltungen ein guter Ort für introvertierte Menschen sein, die sich zum Beispiel die Aufgabe setzen, an einem Tag eine fremde Person anzusprechen.
Ist Netzwerken nicht einfach ein anderes Wort für Vetternwirtschaft?
"Tatsächlich hat Netzwerken immer noch ein schlechtes Image", sagt Tijen, und je nachdem kann es auch für Vetternwirtschaft stehen, die es heute aber deutlich weniger gebe. Unternehmen setzten heute vermehrt auf Transparenz und legten Kriterien offen, warum jemand einen Job bekommen hat. "Der Grund 'Ich kenne die Person von früher noch' ist da nicht sonderlich zuträglich", sagt Tijen.
Netzwerken Männer anders als Frauen?
Nach Tijens Erfahrung würden Männer zielorientierter netzwerken und eher als Frauen nach dem eigenen Nutzen ausrichten: "Frauen tun sich mit dem zielorientierten und situativen Netzwerken schwer, weil sie davon ausgehen, dass man zuerst eine Beziehung zu den entsprechenden Personen aufbauen muss." Dabei sei das situative Netzwerken komplett in Ordnung, bei dem man sich drei Jahre gar nicht spricht und dann projektbezogen wieder zusammenfindet.
Muss man die Menschen in seinem Netzwerk mögen?
Tijen sagt, es gibt eine professionelle Netzwerk-Ebene, bei der es nicht darum gehe, jemanden zum Heiraten zu finden. Beim beruflichen Netzwerken reiche eine professionelle Sympathie aus. "Da muss man sich von persönlichen Befindlichkeiten und Eitelkeiten freimachen", sagt Tijen. Es gehe schließlich um ein projekt- und berufsbezogenes Zusammenarbeiten und darum, Talente und Kompetenzen im Netzwerk zu haben, die einem selbst fehlen.
Tijen würde zudem die Qualität der Netzwerk-Kontakte der Quantität immer vorziehen - sieht aber auch Vorteile an einem möglichst diversen Netzwerk mit vielen verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Unternehmen und Branchen.
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