NetzkulturSchnauze voll vom Shitstorm

Sobald es im Netz Kritik gibt, schreien alle auf: Shitstorm! Das hässliche Stürmchen hat sich in unsere Alltagssprache gemogelt und wird bei jeder Gelegenheit benutzt. Eigentlich ist das aber meistens ziemlich übertrieben. Brauchen wir diesen Begriff überhaupt noch?

Dieter Nuhr hat angefangen. Der Kabarettist hat via Twitter auf seine Weise das Griechendland-Referendum kommentiert.

Dieser Embed kann leider nur direkt auf der Webseite von Deutschlandfunk Nova angezeigt werden.

Es hat nicht lange gedauert, da hatte Dieter Nuhr einen veritablen Shitstorm am Hals. Sagt er jedenfalls. Fakt ist: Nuhr ist beschimpft worden, er musste viele beleidigende Kommentare auf seiner Facebook-Seite löschen. Damit ist Nuhr in guter Gesellschaft DRadio-Wissen-Reporter Konstantin Zurawski hat eine Liste erstellt, Shitstorms gibt es derzeit gegen: Til Schweiger, Markus Söder, Hertha BSC, Angela Merkel, Mario Götze, die Bravo, den Hamburger SV, David Guetta und noch einige mehr.

Der Ausdruck von Arroganz

Übertrieben gesagt: Sobald sich etwas Kritik regt, schreit der Getroffene auf und beschwert sich über einen Shitstorm. Das sei eher unpassend, schreibt Felix Schwenzel auf seinem Blog wirres.net: Humor, Ironie, Sarkasmus, Zuspitzung, das alles sei für Menschen wie Dieter Nuhr eine Einbahnstraße. "Diese Werkzeuge, meint er, sind in seinen eigenen Händen gut aufgehoben - aber in den Händen anderer gefährliche Waffen." So gesehen sei der Vorwurf des Shitstorms Ausdruck von Arroganz, schätzt Konstantin Zurawski ein.

Der Shitstorm vernebelt

Der Shitstorm ist heftig und hässlich. Der Kern der Sache geht damit dann verloren. In Dieter Nurhs Fall: die Kritik. In jedem angeblichen Shitstorm gibt es schließlich sachliche Kritik, mal ernst nehmen und sich fragen, ob das eigene Verhalten vielleicht doch irgendwie unangemessen war. Im Shitstorm wird das unsichtbar.

"Der Begriff Shitstorm ist unscharf und ungenau und wird besonders von Prominenten zu häufig verwendet."
Konstantin Zurawski, DRadio-Wissen-Reporter

Klar: Im Netz gibt es viele Diskussionen, die voller Beleidigungen sind und wenn zum Beispiel Homosexuelle oder Flüchtlinge online massiv angegriffen werden, ist die Rede vom Shitstorm. Aber selbst dann sei der Begriff Shitstorm eigentlich nicht passend, schreibt Hannah Beitzner auf Süddeutsche Online: Im Zweifelsfall kann der "Shitstorm" den Ernst der Lage überhaupt nicht erfassen.

Ihr Fazit: Lieber die Dinge so nennen, wie sie sind. Scharfe Kritik, Beleidigung, Drohung, kriminelle Handlung, Hass, Debatte.

Mehr zum Thema:

Dieser Embed kann leider nur direkt auf der Webseite von Deutschlandfunk Nova angezeigt werden.