Qwant und EcosiaSuchmaschinen: Europa will sich von den USA emanzipieren

Die Suchmaschinen Ecosia und Qwant planen eine Zusammenarbeit, um unabhängiger von US-Firmen zu werden. Dies geschieht auch im Hinblick auf mögliche Änderungen der Zusammenarbeit zwischen Europa und Amerika unter Donald Trump.

Der Markt von Suchmaschinen im Netz wird von einer Hand voll Anbieter aus Amerika oder Asien dominiert. Alternativen aus Europa gibt es kaum. Trotzdem wollen sich das Berliner Unternehmen Ecosia und der französische Anbieter Qwant zusammentun und so unabhängiger von Google, Bing und Co. werden. Bereits Anfang 2025 sollen die ersten Suchergebnisse der Kooperation auf Französisch abrufbar sein. Etwas später dann auch auf Deutsch.

Bei einem Blick auf die Machtverhältnisse im Netz ist es ein tollkühner Plan von Qwant und ecosia. Der persönliche-Daten-sparende Anbieter Qwant kommt laut eigener Angaben auf sechs Millionen Nutzende. Das Berliner Start-Up Ecosia versteht sich als nachhaltiger Anbieter, der mit seinen Gewinnen Bäume pflanzt, hat eigenen Angaben zufolge 20 Millionen Nutzende. Demgegenüber steht Google, das Schätzungen zufolge etwa 85 Milliarden Suchanfragen von Nutzenden verarbeitet.

Vollkommen eigenständig arbeiten die kleinen Anbieter aber nicht. Ecosia arbeitet etwa mit einer Mischung aus Google- und Bing-Ergebnissen.

"Obwohl Qwant oder Ecosia ihren Firmensitz in Europa haben, sind sie nicht vollkommen europäisch. Ecosia arbeitet seit vergangenem Jahr mit einer Mischung aus Google- und Bing-Suchergebnissen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Qwant setzt vor allem auf Microsoft-Bing-Suchergebnisse. Diese Abhängigkeit ist schon jetzt ein Problem, denn im vorigen Jahr erhöhte Microsoft die Gebühren für den Zugriff auf die Bing-Schnittstelle exponentiell. Um unabhängiger von Microsofts Bing und Alphabets Google zu werden, arbeiten Ecosia und Qwant zukünftig als "European Search Perspective" (EUSP) zusammen.

An EUSP besitzen die Firmen jeweils die Hälfte der Anteile. Handelsblatt Online schreibt, dass die Zusammenarbeit auch in Hinblick der "potenziellen Auswirkungen der anstehenden zweiten Präsidentschaft von Donald Trump in den USA" erfolgen soll.

"Unsere Abhängigkeit von US-Technologie macht Europa hier sehr erpressbar."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Suchergebnisse könnten als KI-Antworten kommen

Aktuell greifen Ecosia und Qwant auf den Maschinenraum der US-amerikanischen Suchriesen zurück. Mit Start der eigenen europäischen Suchmaschine soll der Maschinenraum mithilfe von moderner KI-Suchtechnologie europäisch laufen. KIs könnten Antworten auf die Fragen der Suchenden liefern – "die gute alte Linkliste, wie wir sie vom bisherigen Marktführer Google kennen, wird dann vermutlich bald Vergangenheit sein", meint Deutschlandfunk Nova-Netzreporterin Martina Schulte.

Fachleute vertreten ohnehin die Meinung, dass die Zukunft der Netzsuche Anbietern wie Perplexity oder GPT Search gehört. Sie spucken mithilfe von KI eine fertige Antwort auf jede erdenkliche Frage aus, sagt Martina Schulte. In den Aufbau dieser Technologie in Europa wollen Ecosia und Qwant investieren. Dafür wollen sie auch externe Investoren mit an Bord haben. Ihr fertiges Produkt soll anderen Suchmaschinen-Betreibenden per Lizenz bereitgestellt werden.

Problem: Kosten der Hardware

Dass das ambitionierte Projekt von Erfolg gekrönt wird, ist nicht ausgeschlossen, meint unsere Netzreporterin: "Aber ob das wirklich klappt, steht auf einem anderen Blatt." Martina Schulte meint, dass es vor allem wichtig wird, Investoren-Gelder zu erhalten – denn für das Trainieren von KIs ist nicht nur Know-how gefragt, sondern es wird auch viel Hardware gebraucht.

KI-Chips und riesige Serverfarmen zum Beispiel. Amerikanische KI-Suchmaschinen greifen hier auf Milliarden-Investitionen zurück. Martina Schulte ist eher skeptisch, dass solch hohe Investitionssummen in Europa zusammenkommen.