Streaming-AnbieterSchwarzseher: Netflix und Co. verlieren Millionen
112 Millionen Dollar pro Monat - so viel verliert Netflix angeblich, weil viele Accounts unberechtigterweise von mehreren Leuten genutzt werden. Am Ende ist das aber alles halb so schlimm.
Wenn die Tochter oder der Bruder kostenlos auf dem Netflix-Account mitgucken, verursacht das einen großen finanziellen Schaden. Die Streaming-Dienstleister Netflix, Amazon Video und Hulu verlieren nach einer Umfrage der Streaming-Vergleichsplattform "Cordcutting" jeden Monat viele Millionen Euro, weil die Accounts von mehreren Personen benutzt werden - und zwar mehr als eigentlich Nutzungslizenzen erworben wurden.
Einnahme-Verlust ist schwierig zu ermitteln
Die entgangenen Einnahmen bei Netflix werden auf 112 Millionen US-Dollar pro Monat beziffert. Hulu verliert jeden Monat 16 Millionen und Amazon Video 9 Millionen US-Dollar.
Den Zahlen liegen folgende Daten zugrunde:
- Cordcutting hat ermittelt, wie viele Menschen bei Netflix, Hulu und Amazon mitgucken und nicht dafür bezahlen, obwohl sie eigentlich bezahlen müssten.
- Erfragt wurde auch, wie lange die jeweilige Plattform-Nutzung ohne Bezahlung andauert. Bei Netflix sind das durchschnittlich 26 Monate, bei Hulu 11. Danach erlischt zum Beispiel das Interesse am Angebot oder es wird ein reguläres Abo abgeschlossen.
- Wichtig für eine korrekte Berechnung ist zudem die Angabe darüber, wie viele der Schwarzgucker sich einen eigenen bezahlten Zugang zulegen würden, wenn sie die unbezahlte Möglichkeit zu gucken verlieren. Nur diese wurden bei der Berechnung der entgangenen Einnahmen berücksichtigt.
Trotzdem ist die Befragung mit Vorsicht zu genießen. Der Grund: "Fragen und Antworten wie 'was würdest du tun, wenn…' muss man immer skeptisch betrachten", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat. Denn eine Absichtserklärung ist immer noch etwas anders als eine tatsächliche Handlung.
Soll heißen: Wie hoch die entgangenen Einnahmen für die Streaming-Anbieter am Ende wirklich sind, ist schwierig bis unmöglich zu ermitteln - weil unklar ist, wie viele der Schwarzgucker am Ende tatsächlich ein bezahltes Abo abschließen, wenn sie die Gratis-Variante verlieren.
"Die Anbieter dürften einen gewissen Schwarzseher-Anteil von vornherein einkalkulieren."
In der Realität tun Anbieter wenig dagegen, dass Unser einen Account mehrfach nutzen. Netflix, Amazon und Hulu wollen die Nutzer wohl nicht vergraulen, sagt Michael Gessat. Vielleicht auch, weil sie eines Tages zu zahlenden Nutzern werden könnten.
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