Nestlé und der Ort VittelDie Wasserschlacht
Das Grundwasser in Vittel wird knapp. Dort pumpt Nestlé Wasser für seine Mineralwassermarke ab. Die Bewohner sollen ihr Wasser über eine staatlich finanzierte Pipeline aus einem anderen Ort beziehen - nur Nestlé darf weiter abpumpen. Das macht die Menschen wütend.
Seit Jahrzehnten sinkt der Grundwasserspiegel in dem französischen Ort Vittel. Zwar hat der Nestlé-Konzern die Pumpmengen freiwillig reduziert, doch reicht das nicht einmal, um den Grundwasserspiegel zu stabilisieren. Darum sollen die Bewohner des Ortes ihr Wasser künftig über eine Pipeline aus einer anderen Gegend beziehen. Das Pikante: Unter anderem soll die Röhre staatlich finanziert werden und damit vom Steuerzahler.
Bewohner in Vittel mehr als verärgert
Am 7. Juni kommen der internationale, der französische und der deutsche Nestlé-Wasserchef nach Vittel, um das dortige Umweltprojekt des Konzerns vorzustellen. Die Bewohner dürften sich aber kaum beruhigen lassen, sagt der Frontal-21-Redakteur Reinhard Laska vom ZDF. Er hat zu dem Thema vor Ort recherchiert.
"Die Leute ärgern sich und verstehen überhaupt nicht, warum sie mit ihren Steuergeldern dafür sorgen sollen, dass Nestlé weiterhin viel Geld verdient."
Dass Nestlé mit dem Wasser Gewinn macht, sei das eine, sagt Laska. Die Leute verärgert vor allem auch, dass in der Kommission, die darüber entscheidet, wie es in dem Wasserstreit weiter geht, Leute sitzen, die dem Konzern nahe stehen. So auch die Frau eines ehemaligen Konzernmanagers. In diesem Fall ermittelt inzwischen sogar die französische Staatsanwaltschaft. Wahrscheinlich wird es schon bald einen Prozess geben. "Alles keine guten Nachrichten für Nestlé", so Laska.
Nestlé selbst sieht sich in einer starken Position: Als Steuerzahler und Unternehmen, das über 150 Arbeitsplätze in Vittel sichert, profitiere schließlich auch die Politik, so die Haltung des Unternehmens. "Allerdings ist Nestlé wirklich dabei, den Ast abzusägen, auf dem der Konzern sitzt", sagt Laska.
"Die Wasservorräte gehen drastisch zurück. Und, Stichwort Klimawandel, es regnet weniger, es wird heißer im Sommer. Wasser zu bekommen, wird zunehmend ein Problem."
Das Wasser aus Vittel kostet ungefähr sechzig Mal so viel, wie unser trinkbares Leitungswasser. Für Nestlé sei das natürlich ein Riesengeschäft, das sie sich nicht so schnell wegnehmen lassen wollen, so der Journalist. Die Pipeline für die Bewohner des Ortes solle im Grunde genommen dafür sorgen, dass Nestlé fröhlich weitermachen kann.
"Eine Pipline würde ungefähr 20 Millionen Euro Kosten, die dann in der Tat irrwitzigerweise der Steuerzahler tragen müsste. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Franzosen dazu bereit sind."