Navi für EntscheidungenAutopilot für Angsthasen
Soll ich's wirklich machen, oder lass ich's lieber sein. Für schwierige Entscheidungen hat die Uni Aachen das Entscheidungsnavi entwickelt. Johannes Döbbelt hat nicht lange hin und her überlegt – und sich das Ding angesehen.
Jeden Monat Miete zahlen - oder lieber eine Wohnung kaufen? Das ist eine Frage, die viele Mieter gerade beschäftigt. Die Immobilienpreise sind hoch. Andererseits steigen die Mieten auch immer weiter, die Zinsen für Kredite sind dagegen sehr niedrig. Es ist also wirklich eine schwierige Entscheidung.
Die Psychologin Maja Storch hat sich intensiv mit Unentschlossenen beschäftigt. Sie beschreibt Menschen mit einer schon fast chronischen Entscheidungsschwäche so:
"Jeder kennt Leute, die kaum in der Lage sind, sich auf einer Speisekarte in der Pizzeria zu überlegen: Welche Pizza will ich jetzt?"
Aber auch alle anderen haben es nicht leicht, weil wir in unserer multioptionalen Welt ständig auswählen können, weil wir Angst vor den möglichen Folgen unserer Entscheidungen haben. Und, weil unser Verstand uns oft was anderes sagt, als unser Gefühl.
Online-Tool für bessere Entscheidungen
Rüdiger von Nitzsch kann Abhilfe schaffen. Er ist Professor für Entscheidungsforschung an der RWTH Aachen. Zusammen mit Kollegen hat er das Entscheidungsnavi entwickelt. Ein Online-Tool, das uns bei schweren Entscheidungen helfen soll.
"Rein theoretisch für alle Entscheidungen, auch die Entscheidung, ob sie heiraten sollen oder auch, wen sie heiraten sollen. Weil versucht wird, nicht nur ökonomische Kriterien, sondern auch Gefühlskomponenten mitabzubilden."
Wichtig sollte die Entscheidung allerdings schon sein, denn es ist ziemlich aufwendig und kann schon ein paar Stunden dauern, bis wir alle sieben Schritte des Entscheidungsnavis durch haben. Der Weg zum Ziel ist ähnlich komplex, wie komplexe Entscheidungen. Und der erste Schritt ist gleich der wichtigste: Aufschreiben, welche Ziele wir eigentlich haben. Was will ich mit meiner Entscheidung erreichen?
Probieren wir es mit der Frage vom Anfang dieses Textes.
"Soll ich eine Wohnung kaufen oder nicht?"
Ziele:
- Ich will einen schönen Ort zum Leben
- Ich will mich nicht zu krass verschulden, aber ich will auch nicht mein ganzes Leben lang Miete zahlen.
- Ich will Sicherheit, aber auch flexibel bleiben.
"Das sind also alle Werte oder alle Aspekte, die einem wichtig sind - wobei dieser Schritt schon relativ schwierig ist, weil sehr viel auch hinterfragt werden muss."
Danach geht es weiter mit den möglichen alternativen Zielen:
- Haus kaufen
- Doppelhaushälfte kaufen
- weiterhin zur Miete wohnen
Dafür am besten die Unsicherheitsfaktoren aufschreiben, also all das, was auf dem Weg zum Ziel schiefgehen kann. Außerdem die Ziele bewerten, also sagen: Welches Ziel ist wie wichtig? Einiges wird dann noch fein justiert und miteinander kombiniert - und dann gibt es die Auswertung - ein Ranking. Und da steht im Fall unseres Reporters Johannes Döbbelt auf dem ersten Platz mit 85 von 100 möglichen Punkten die Antwort:
"Weiterhin zur Miete wohnen."
"Man will also die Entscheidungssituation transparent und strukturiert vor Augen haben und dann fällt die Entscheidung auch einfacher."
Das Entscheidungsnavi kann also eine Orientierungshilfe im Dschungel der Möglichkeiten sein. Was der Nutzer dann am Ende tatsächlich macht und was nicht - das muss und soll er natürlich immer noch selbst entscheiden.
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