KorruptionIllegale Rodungen in Namibia
Aus Namibia kamen schon im vergangenen Jahr vereinzelt Nachrichten, dass dort im großen Stil Wald gerodet wurde. Chinesische Firmen sollten dahinter stecken, lokale Beobachter gaben sich aber lange Mühe, zu beschwichtigen. Bei neuen Recherchen stellt sich nun heraus, dass es sich um illegales Abholzen handelt.
Im Norden Namibias wird seit drei Jahren massiv Wald abgeholzt. Zwar fällen die Einwohner der Kavango-Region auch manchmal selber Bäume, weil sie das Holz zum Heizen oder für Häuser brauchen, manchmal auch, weil sie Ackerbau betreiben wollen. Aber die Abholzungen der letzten Jahre verlaufen in weitaus größerem Stil.
Ökosystem könnte langfristig Schaden nehmen
Die Rodungen erreichen mittlerweile eine Dimension, angesichts derer sich Experten fragen, ob sich das Ökosystem jemals wieder davon erholen wird. Die Folgen für das Klima seien nicht abzuschätzen, sagt Umweltexperte Volker Schelling.
"Alle Wälder in der Region spielen eine entscheidende Rolle für den Regen. Wälder sorgen für Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre und sie sind extrem wichtig für das Klima."
Vor kurzem demonstrierte die namibische Umweltschutzgesellschaft NEWS für den Erhalt des Baumbestandes. In der Bevölkerung ist die Abholzung des Waldes ein großes Thema – aber wie es dazu kommen konnte, bleibt nebulös. Ein Chinese soll dahinter stecken, der auf politischer Ebene irgendwelche Hintertüren geöffnet habe, sagen lokale Journalisten. Er soll mehrere Pässe haben und schon öfter mit dem Gesetz in Namibia in Konflikt geraten sein.
Geschäft mit Holz ist sehr lukrativ
Laut Recherchen bekommen die Chinesen Genehmigungen für die Eigennutzung des Holzes – allerdings für jeweils bis zu 600 Bäume. Das sei eindeutig illegal. Das Geschäft muss sehr lukrativ sein, sagt ARD-Korrespondentin Jana Genth.
"In Namibia bekommt man pro Baum umgerechnet 13 Euro. In China kann man die Bäume für das 180-fache verkaufen."
Inzwischen wird mehreren namibischen Politikern vorgeworfen, korrupt zu sein und die Chinesen vor Strafverfolgung zu schützen. In Interviews äußern sie sich sehr vorsichtig, was erahnen lässt, dass in der Abholzungsgeschichte viel Sprengstoff steckt.
Lokale Journalisten vermuten sogar ein Kartell aus illegalem Handel. Sie sprechen von Schmuggel und Geldwäsche. Möglicherweise werden zwischen dem Holz auch Hörner von Nashörnern und Stoßzähne von Elefanten geschmuggelt. Aus ökologischer Sicht stellt sich zuletzt die Frage, inwieweit sich das Ökosystem von der massiven Abholzung der Wälder erholen kann. Auch das wird nun in Namibia diskutiert.