Wegen 49-Euro-TicketStudierendenvertretungen wollen Semesterticket abschaffen
Für viele Studierende ist das Semesterticket eine günstige Möglichkeit, um von A nach B zu kommen. Einige müssen sich aber vielleicht eine Alternative suchen. Die TU Berlin, die Uni Heidelberg und die FH Dortmund wollen das Ticket nämlich abschaffen. Das hat mit der Einführung des 49-Euro-Tickets zu tun.
Für Studierende war das Semesterticket bisher eine gute Sache: Das Ticket ist nämlich immer deutlich billiger als vergleichbare andere Tickets. Das liegt daran, dass alle Studis dafür zahlen, egal ob sie es viel oder wenig nutzen. Das nennt sich Solidarmodell, ähnlich wie bei der Krankenkasse. Die einen zahlen mehr, die anderen profitieren mehr, aber am Ende ist es für alle billig.
Problem: 49-Euro-Ticket
Problematisch ist nun allerdings die Einführung des 49-Euro-Tickets. Das ist nur noch ein paar Euro teurer als das Semesterticket, wenn man es in einen monatlichen Preis umrechnet, und gilt auch noch für ganz Deutschland. Und das wird für das Semesterticket zur Bedrohung, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Cedrik Pelka.
- Mal angenommen, ihr seid Studierende und braucht das Ticket eigentlich nie, weil ihr zum Beispiel immer Auto oder Fahrrad fahrt. Ihr zahlt aber trotzdem immer den Semesterbeitrag, weil ihr es müsst – und damit das Ticket für alle anderen günstig bleibt.
- Wenn jetzt aber das 49€-Ticket eine fast genau so billige Alternative ist, dann können sich eigentlich die anderen Studierenden, die immer ein Ticket brauchen, einfach das Deutschlandticket kaufen. Und die anderen Studierenden müssten das Ticket nicht mehr für die anderen mitfinanzieren.
Genau dieser Zusammenhang macht den Studierendenvertretungen gerade große Sorgen, sagt die Vorsitzende des AStA der TU Dortmund:
"Wir finden das Solidarmodell superwichtig. Allerdings ist das so im Moment rechtlich angreifbar."
Sarah Toepfers Befürchtung: Wenn Studierende sich überlegen, dass sie das nicht bezahlen wollen und dann gegen das "Solidarmodell Semesterticket" klagen, könnte es sein, dass diese Klage durchgeht. Die Studierendenschaft könnte dann vor einem großen finanziellen Schaden stehen.
Deshalb wurde das Semesterticket in Dortmund und anderen Städten sozusagen vorsichtshalber gekündigt, um einer möglichen Klage zu entgehen.
Semesterticket vorsichtshalber gekündigt
Das bedeutet jetzt allerdings nicht, dass alle Studierenden demnächst ohne Semesterticket dastehen. Das Ganze wird nämlich von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich geregelt. Manche kündigen die Tickets, aber manche auch nicht. Da nehmen die Studierendenschaften mögliche Klagen in Kauf oder hoffen auf eine schnelle Einigung.
In Bayern wurde eine Lösung gefunden
In Bayern gab es zum Beispiel schon eine: Da hat die Landesregierung Geld zugesteuert, damit das Semesterticket umgerechnet wieder deutlich billiger ist als das 49-Euro-Ticket. Dort funktioniert das Solidarmodell also noch wie vorher – plus Subventionen.
Auch andere Verkehrsverbünde und Studierendenschaften wünschen sich, dass die Bundesländer oder der Bund das Semesterticket mitfinanzieren. Die AStA-Vorsitzende an der Uni Duisburg-Essen, Frauke Pohlschmidt, sieht aber noch große Probleme dabei. Sie sagt, die Politik stelle sich da quer. Bisher möchte nämlich fast kein Land dafür bezahlen. Es heißt immer wieder, man sei in Beratungen und Abstimmungen darüber.
"Was uns natürlich super ärgert, weil es wieder Mal so ist, dass wir vergessen werden.“
Sollte es jetzt aber doch bald eine Lösung geben, müssen sich Studierende an Unis, die ihre Verträge gekündigt haben, aber wohl keine Sorgen machen. Sie werden wohl nicht ganz ohne Ticket dastehen. Laut den Verkehrsverbünden kann es nämlich schnell neue Verträge geben. Das wurde auch der AStA-Vorsitzenden der TU Dortmund, Sarah Toepfer, zu verstehen gegeben.
"Man hat uns das von Seiten der Verkehrsverbünde signalisiert, dass sie uns natürlich gerne als Vertragspartner haben. Wir werfen viel Geld in den Topf, und das ist sowohl Bund, Ländern als auch den Verkehrsverbünden bewusst."
Fest steht: Die Verkehrsverbünde würden viele Millionen Euro verlieren, wenn sie die Hochschulen nicht mehr als Vertragspartner haben. Damit sind die Studierenden auch in einer ganz guten Position, um bei den Verkehrsverbünden bessere Vertragsbedingungen durchzusetzen, nachdem sie einmal gekündigt haben.
Problematisch ist allerdings, dass ja bislang unklar ist, wie es mit dem 49-Euro-Ticket weitergeht. Erst wenn das geklärt ist, kann auch richtig über das Semesterticket verhandelt werden.