Kapsel, Tropfen, PulverNahrungsergänzungsmittel brauchen wir oft nicht

Der Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln ist groß. Ähnlich groß sind die Versprechen, mit denen sie beworben werden. In vielen Fällen können wir uns das Geld für die Präparate aber sparen – zum Wohle unseres Körpers.

Es gibt sie als Kapseln, Tropfen oder Pulver: Nahrungsergänzungsmittel. Die schick verpackten Produkte werden gerne von diversen Influencer*innen auf Social Media beworben mit dem Versprechen, dass uns die Mittel fitter, entspannter oder leistungsfähiger machen. Aktuell preisen viele von ihnen Nahrungsergänzungsmittel mit Kurkuma, Maca-Pulver und Schlafbeere, auch bekannt als Ashwagandha, an.

Heilversprechen oft nicht nachgewiesen

Die Hersteller betonen häufig die natürliche Reinheit ihrer Produkte und versprechen ihre Wirksamkeit. Zu vielen Nahrungsergänzungsmitteln ist die Studienlage – besonders an Menschen – aber dünn. Maca-Pulver zum Beispiel soll ein Aphrodisiakum sein, eine Art natürliches Viagra. "Es gibt aber keine seriösen Studien, die diese Wirkung belegen, wenn man es konzentriert als Nahrungsergänzungsmittel einnimmt", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Julia Demann.

Kurkuma werden wiederum große Heilwirkungen nachgesagt. Studien haben gezeigt, dass die Curcumin-Moleküle Zellen auch tatsächlich beeinflussen. Das Problem ist allerdings, dass diese Moleküle mit vielen anderen Molekülen reagieren. Das kann einen positiven Effekt auf uns haben – oder aber auch einen negativen, der uns schadet, weil wir uns durch das hochkonzentrierte Kurkuma-Mittel unwissend überdosieren. Auch hier fehlen vertrauenswürdige und aussagekräftige Studien an Menschen.

Ungeprüft und zu hoch dosiert

Dass die Studienlage für Nahrungsergänzungsmitteln so mager ist, liegt unter anderem daran, dass die Präparate als Lebensmittel eingestuft werden. Anders als Medikamente müssen sie deswegen keine Zulassungsstudien durchlaufen.

Das führt auch dazu, dass Nahrungsergänzungsmittel zu hoch dosiert sein können. Wie viel sie an Vitaminen und Mineralstoffen maximal enthalten sollten, ist innerhalb der Europäischen Union nicht geregelt, sagt Ökotrophologin Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

"In einem Nahrungsergänzungsmittel kann zu viel des Nährstoffs drin sein."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Vom Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es eine Liste für die empfohlenen Höchstwerte von Vitaminen und Mineralstoffen. Zu hohe Mengen bestimmter Stoffe – auch von natürlichen Substanzen – können auch zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder auch Herzrhythmusstörungen führen.

Was sie in unserem Körper machen

Denn: Unser Stoffwechsel verarbeitet die einzelnen Stoffe sehr unterschiedlich, erklärt die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin. Manche lagern sich in Organen an oder es kommt zu einer Wechselwirkung mit anderen Stoffen. Ökotrophologin Antje Gahl empfiehlt daher, Kurkuma eher als Knolle zu sich zu nehmen, statt als konzentriertes Nahrungsergänzungsmittel.

"Grundsätzlich ist es so, dass unsere Lebensmittel ausreichend Nährstoffe enthalten und wir durch eine abwechslungsreiche, sehr vielseitige Ernährung auch die Chance haben, alle Nährstoffe über Lebensmittel aufzunehmen."
Antje Gahl, Ökotrophologin, Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Die meisten Präparate hält sie bei gesunden Menschen für überflüssig. "Man sollte sich auch nicht verunsichern lassen von Meldungen, die besagen, dass unsere Lebensmittel nicht mehr so viele Nährstoffe enthalten wie früher", sagt sie. In der Regel decke eine ausgewogene Ernährung den Gehalt an Nährstoffen ab, die unser Körper braucht – auch heute noch.

Frag lieber erst deine Ärztin

Nahrungsergänzungsmittel sind also nur in bestimmten Fällen sinnvoll - etwa:

  • Vitamin D kann Säuglingen und älteren Menschen helfen, die nicht in die Sonne kommen.
  • Vitamin B12 sollten alle mit einer veganen oder auch vegetarischen Ernährung im Blick haben.
  • Folsäure wird Schwangeren empfohlen, damit sich das ungeborene Kind gut entwickeln kann.

Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte aber immer mit Ärzt*innen abgeklärt werden, welches Präparat in welcher Dosierung ratsam ist.