Israelkritik in EuropaWenn aus Protest Hass wird

Daniel ist 23 Jahre alt, er ist Jude und lebt in Norddeutschland. Eldar kommt aus Israel und lebt in Deutschland. Katarina ist jüdische Schwedin und lebt in Stockholm. Alle drei teilen dieselbe Erfahrung: Die Grenzen zwischen Israelkritik und Antisemitismus sind fließend.

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat auch hier in Europa Folgen: In vielen Städten wie Berlin, Paris oder Essen gab es in den vergangenen Tagen antiisraelische Demonstrationen, die teilweise in gewalttätige Ausschreitungen mündeten. Unter den Demonstranten sind viele Araber und Muslime, die hier leben. Oft kommen auch Neonazis oder extreme Linkedazu. Antijüdische und antisemitische Parolen sind dabei an der Tagesordnung.

Daniel versteht diesen Hass nicht. Und vor allem versteht er nicht, warum Juden, die hier in Europa leben, mit Israel gleichgesetzt werden.

"Wieso muss man jüdische Menschen, die in Europa leben, zur Projektionsfläche für diesen Konflikt machen?"
Daniel

Eldar stammt aus Israel und lebt in Deutschland. Hin und wieder hat er in den letzten Tagen Kommentare zu hören bekommen, in denen ihm Leute sagten, er könne nicht stolz darauf sein, Israeli zu sein.

Israelhass in Schweden

In Schweden ist die Situation extremer: Katarina ist Jüdin und lebt in Stockholm. Dort haben der Nahostkonflikt und die Kritik an Israel eine ganz neue Dimension erreicht, erzählt sie.

Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei in Schweden, Stefan Löfven, hat auf seiner Facebookseite einen Text veröffentlicht, in dem er sowohl die Hamas als auch die Politik Israels kritisiert. Daraufhin sei es zu einem regelrechten Shitstorm gekommen.

Rassistische Kommentare

Einige der Kommentare seien einfach nur rassistisch und antisemitisch, erzählt Katarina: "Manche Kommentatoren wünschen sich einen neuen Holocaust herbei. Sie loben Hitler und sagen, er sollte seien Arbeit zu Ende bringen." Katarina hat sich entschieden, nicht mehr offensiv mit ihrer Religion umzugehen.

"It's an issue amongst friends. I try not to talk about the conflict with friends."
Katarina, Schwedin und Jüdin

Was Katarina besonders stört: Die Israelkritik gehe in Schweden oft nahtlos in Antisemitismus über. Und weil sie Jüdin ist, würden viele Menschen sie automatisch als Repräsentantin Israels ansehen.