NahostkonfliktWie der Ramadan die Politik verändert
Bis Mitte Juni feiern Muslime den Ramadan: Sie verzichten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und so weiter. Wirkt sich das auch auf den Nahostkonflikt aus?
Nicht alle Muslime müssen fassten. Kinder, Alte, Kranke, Schwangere und Reisende sind ausgenommen. Auch für Soldaten im Krieg gilt der Fastenmonat nicht. Und in der arabischen Welt ist die Stimmung gerade wahnsinnig angeheizt, nachdem die USA ihre Botschaft nach Jerusalem verlegt haben. Es gab Ausschreitungen im Gazastreifen, mehrere Dutzend Tote und Tausende Verletzte.
Hoffnung auf etwas Ruhe
Palästinenser warfen Steine und Brandsätze, israelische Soldaten schossen zurück. Mehr als 50 Tote waren die Folge. "An einem einzelnen Tag ist das die höchste Zahl getöteter Palästinenser im Gazastreifen seit Ende des letzten Krieges im Jahr 2014", berichtet unser Korrespondent Benjamin Hammer. Nun gibt es die Hoffnung, dass der Ramadan Ruhe und etwas Frieden in den Konflikt bringt. Das muss aber nicht der Fall sein.
"Man kämpft seine Sachen zu Ende. Insbesondere dschihadistische Gruppen nehmen den Ramadan zum Anlass, um ihre Aktivitäten zu erhöhen.
In der Geschichte des Nahostkonflikts ist es nur selten passiert, dass der Ramadan für Frieden gesorgt hat. "Viele Menschen freuen sich auf diesen Monat", sagt Daniel Gerlach, Chefredakteur der Zeitschrift Zenith. "Es wird auch immer dazu aufgerufen, im Ramadan keinen Streit zu suchen."
Kämpfe werden wohl weiter gehen
Doch wichtige Kämpfe oder Kriege werden sehr wahrscheinlich weiter geführt, im Gegenteil könnte es sogar eine Eskalation geben. Denn Kämpfer von Gruppen wie dem Islamischen Staat, so Daniel Gerlach, gehen davon aus, dass ein Tod oder eine besondere Tat während des Ramadans besonders gottgefällig sei.
Aber auch die Politik und Diplomatie verändern sich im Ramadan. "Das Leben verlagert sich in die Nacht", sagt Daniel Gerlach, "Politiker und Staatsbeamte treffen sich dann gerne in der Nacht". In den Nächten des Ramadan herrsche eine besondere positive Atmosphäre. Muslime kommen in den Nächten zusammen, Familien verbringen viel Zeit miteinander. Ob sich das allerdings positiv auf den aktuellen Nahostkonflikt auswirkt, bleibt sehr fraglich.
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