IsraelBizarrer Alltag
Plötzlich heulen Sirenen auf, erzählt Richard Gutjahr von seinem Aufenthalt in Tel Aviv, und dann sei der Krieg plötzlich ganz nah. So erlebte es der Journalist, als er Anfang Juli in Israel war.
Die Isrealis reagieren auf den Konflikt ganz unterschiedlich, sagt Richard Gutjahr. Sie halten ihren Alltag aufrecht, der dann plötzlich vom Krieg unterbrochen wird. Für uns Deutsche wirke das sehr bizarr und surreal. Die Isrealis leben allerdings schon seit Jahrzehnten mit dem Nahost-Konflikt. Die letzten Krisenverschärfungen liegen noch nicht allzu lange zurück: 2012, 2008 und davor die erste und die zweite Intifada. Wenn jetzt der Alltag von Sirene unterbrochen würde, versucht Richard Gutjahr sich an den Reaktionen der Menschen zu orientieren.
"Die eine Hälfte sucht tatsächlich Schutz an irgendwelchen Wänden und Hauseingängen, die andere Hälfte geht ganz normal weiter die Straße entlang, fährt Fahrrad, fährt mit dem Auto so, als würde nichts passieren."
Nur an den Kindern, die einen solchen Konflikt zum ersten Mal erleben, merke man, welche Angst durch den Beschuss und die Bedrohung ausgelöst würde. Schul- und Kindergartenkinder müssten bei jedem Alarm den Schutzraum aufsuchen, sagt Richard Gutjahr, und sie würden nicht verstehen, warum.
Unkontrollierbare Region
Aber auch für die Israelis im Norden des Landes sei die Bedrohung neu, den bislang seien sie von Raketeneinschlägen verschont geblieben. Jetzt würden auch Raketen zum Beispiel in Haifa einschlagen. Dennoch sieht Richard Gutjahr weniger vom Nahost-Konflikt, sondern vielmehr von der ISIS ausgehend eine Bedrohung.
"Gaza ist klein und ist durch die Übermacht des israelischen Militärs einigermaßen kontrollierbar. Was weniger kontrollierbar ist, sind die Länder um Israel herum. Und hier, in der Tat, sehe ich die viel größere Bedrohung für die Zukunft."
Zwar gebe es in Israel eine große Meinungsvielfalt auch was den derzeitigen Konflikt angehe, doch aufgrund des fortlaufenden Beschusses aus Gaza hätten nun die israelischen Hardliner das Sagen, erklärt Richard Gutjahr. Er wirbt für Verständnis für die Gegenreaktion Israels. Als Deutsche könnte man sich das so vorstellen, als würden wir immer wieder mit Raketen aus Österreich beschossen werden, die in Garmisch-Partenkrichen oder München einschlagen. Wäre dies der Fall, würde Deutschland entsprechend reagieren.