Nadine Pungs erkundet die Arabische Halbinsel"Auf dieser Düne war ich glücklich"
Nadine Pungs war auf der Arabischen Halbinsel unterwegs. Besonders fasziniert hat sie die Natur in Oman. Sozialen und politischen Konflikten ist sie bei ihrer Reise nicht ausgewichen. Sie erzählt uns von Gastfreundschaft, Gastarbeitern und hofft auf gesellschaftliche Dynamik – auch bei der Emanzipation.
Nadine Pungs war auf der Arabischen Halbinsel unterwegs: Sie hat Bahrein, Kuweit, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Oman kennengelernt – ohne eigenes Auto. Nadine war mit Bus, Bahn und Taxi unterwegs.
Die Kriege in Syrien und im Jemen und der Mord an Jamal Khashoggi auf dem Gelände der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul waren das dominierende Gesprächsthema zur Zeit ihrer 73-tägigen Reise Ende 2018, Anfang 2019.
"In Saudi-Arabien wird vielleicht noch mal anders über Jamal Khashoggi gesprochen als jetzt in Oman oder in Bahrain. Vielleicht hinter vorgehaltener Hand. Aber es wird diskutiert."
Saudi-Arabien selbst, den größten Staat auf der Halbinsel, hat Nadine Pungs nicht besucht, denn damals stellte das Land noch keine Touristenvisa aus. Saudis hat sie aber dennoch getroffen, vor allem in Bahrain, dem Inselstaat, der im Persischen Golf vor Saudi Arabien liegt.
Beliebte Clubs in Bahrain
Denn am Wochenende vergnügen sich viele Saudis in Bahrain. Der Inselstaat ist über eine etwa 25 Kilometer lange Brücke mit Saudi Arabien verbunden und wird auch gerne als "Nachtclub" der Saudis bezeichnet, weil dort die Gesetze liberaler sind als in den anderen Ländern der Halbinsel und beispielsweise Alkohol ausgeschenkt wird.
"Am Donnerstagabend fahren junge, saudische Männer rüber nach Bahrain und geben sich dort Wein, Weib und Gesang hin."
Insgesamt leben in Bahrain auf 33 Inseln verteilt zwar nur etwa 1,2 Millionen Menschen, aber Nadine Pungs hält das Land gesellschaftspolitisch für spannender als vergleichbare deutsche Großstädte. Sie berichtet, dass viele Oppositionelle auf der Insel Sitra leben und mit Graffitis ihrem politischen Unmut Luft machen.
"Wenn man sich die Insel anschaut, dann glitzern da keine Hochhäuser. Vor allem gibt es dort auch Graffitis. Die meisten sind durch die Regierung geschwärzt."
Sie hat auch die Not vieler Gastarbeiter auf der arabischen Halbinsel gesehen. Dem liegt das Kafala-System zugrunde. Kafala ist ein Bürgschaftssystem, bei dem sich der Gast in Abhängigkeit von einem Kafil, einem Sponsor, begibt.
In Kuweit und Katar werden Gastarbeiter ausgebeutet
Der Kafil erledigt alle Formalitäten für den Gastarbeiter, zieht aber nicht selten auch den Pass dabei ein. Von daher gebe es eine Art moderne Sklaverei, sagt Nadine Pungs. Die sogenannten "Holzklasseausländer" – aus Bangladesch, Pakistan oder Nepal – würden oft ausgebeutet und hätten kaum Rechte oder Schutz: "Hier in Deutschland hören wir ja oft von den Bauarbeitern in den WM-Stadien von Katar, aber tatsächlich ergeht es zum Beispiel den philippinischen Hausmädchen oft viel schlechter."
"Der Kafil lädt ihn ins Land ein, sorgt für die Einreiseformalitäten, setzt den Vertrag auf und zieht auch in den meisten Fällen den Pass des Gastarbeiters ein."
Besonders fasziniert war Nadine Pungs von der Schönheit des Oman: der Hauptstadt Maskat, den weißen Sandstränden und den Bergen. Mit einem Guide ist sie dort an den Rand der Rub Al Khali gefahren, der größten Sandwüste der Welt.
"Oman ist einfach wunderschön"
Die Landschaft ließ ihr Herz höherschlagen, erzählt sie. Die Dünen dort seien unglaublich hoch. Noch später habe sie oft an diesen Ausflug gedacht. "Auf dieser Düne war ich glücklich", sagt sie.
Im Gespräch erzählt uns Nadine Pungs noch mehr, beispielsweise über den Mythos Orient und die Rolle der Frau auf der Arabischen Halbinsel. Nachlesen kann man ihre Reiseerfahrungen auch in ihrem Buch "Meine Reise ins Übermorgenland. Alleine unterwegs von Jordanien bis Oman".