Nachhaltig ProduzierenRhabarberleder - natürlich und pflegeleicht
Rhabarber schmeckt lecker als Kompott oder auf dem Kuchen. Aber das Knöterichgewächs kann mehr. Eine Ernährungswissenschaftlerin nutzt Rhabarber zum Gerben von Leder.
Die Ernährungswissenschaftlerin Anne-Christin Bansleben hat eine Alternative zu der umweltschädlichen Chromsalzen gesucht, mit denen Leder gegerbt wird. Sie hat mit den Inhaltsstoffen des Rhabarbers experimentiert und herausgefunden, dass sich in der Wurzel Stoffe befinden, die die Eigenschaft des Gerbens haben.
"Der Rhabarber ist sehr spannend. In ihm sind sehr unterschiedliche und vielseitige Verbindungen enthalten, die alle für unterschiedlichste Produktideen genutzt werden können."
Bis die entdeckten Gerbstoffe im Rhabarber tatsächlich für die Lederherstellung eingesetzt werden konnten, sind vier Jahre Forschung vergangen, erzählt Anne-Christin Bansleben.
Inzwischen gewinnt sie industriell den Gerbstoff und produziert nachhaltiges Leder in Deutschland. Der Rhabarber wird in Sachsen-Anhalt angebaut.
"Nachhaltig heißt für uns auch, die Pflanze ganzheitlich zu nutzen."
Vorteil an dem rhabarbergegerbten Leder: Es wird nicht mehr extra mit Kunstoffen oder ähnlichem beschichtet, sondern die Oberfläche ist natürlich, atmungsaktiv und leicht zu pflegen. Anne-Christine Bansleben erklärt, dass zur Pflege von Rhabarberleder ein farbneutrales Pflanzenöl ausreiche.
Unternehmerin aus Überzeugung
Inzwischen arbeitet Anne-Christin Bansleben nicht mehr in der Forschung, sondern hat ein eigenes Unternehmen gegründet, das Rhabarberleder herstellt.
"Wenn es eine nachhaltige Alternative gibt, und wir haben die in unseren Händen, dann ist es eigentlich auch verdammt noch mal unsere Verantwortung, das irgendwie auf den Markt zu bringen."
Die Wissenschaftlerin hat in der Pflanze so große Entwicklungsmöglichkeiten gesehen, dass sie sich verpflichtet sieht, diese auch in die Herstellung von Produkten umzusetzen. So sei sie aus Überzeugung von dem Produkt zur Unternehmerin geworden, sagt Anne-Christin Bansleben.
Mehr über nachhaltige Produktion bei Deutschlandfunk Nova:
- Nachhaltige Mode: Heute trage ich Pilz! | Meist bestehen unsere Kleidungsstücke aus Kunstfasern, die sich nur schwer zersetzen oder recyceln lassen. Kleider aus Pilzen dagegen sehen nicht nur schick aus, sondern lassen sich sogar rückstandslos abbauen.
- Nachhaltige Mode: Der richtige Stoff | Friederike von Wedel Parlow ist Direktorin des Studiengangs "Sustainability in Fashion" an der Modeschule Esmod in Berlin. Sie weiß, was wir am Stoff ablesen können.
- Nachhaltig Kleidung tragen: Neues im Schrank ohne Reue | Wir werfen zu schnell und zu viel Kleidung weg. Seit ein paar Jahren gibt es daher den Trend, Kleidung zu leihen, statt zu kaufen. Jetzt steigt Tchibo ins Leih-Geschäft ein.