SelbstversuchEin Jahr keine neuen Klamotten
Sechzig Kleidungsstücke pro Jahr kauft jede und jeder Deutsche im Durchschnitt. Zu viel, findet Deutschlandfunk Nova Reporterin Steffi Orbach. Sie hat darum versucht, ein Jahr lang kein einziges Stück zu ihrer Garderobe hinzuzufügen - auch kein neues Paar Socken.
Die Fastenzeit beginnt und das bedeutet für viele der mehr oder weniger freiwillige Verzicht auf geliebte, aber ungesunde Güter. Da fliegt die Schokolade aus dem Haus oder die Social Media Kanäle werden eine Zeit lang lahmgelegt. Aber ein Glück: Nach vierzig Tagen ist ja alles vorbei.
Unsere Reporterin Steffi Orbach verzichtet auch – allerdings schon knapp ein Jahr lang. Am 1. April 2019 hatte sie sich vorgenommen: keine neuen Klamotten mehr. Und zieht es seitdem durch.
"Grundsätzlich galt für mich beim Klamottenfasten: gar nix Neues mehr. Auch keine neue Unterhose."
Auf die Idee kam Steffi Orbach, weil es ihr so ging, wie wahrscheinlich vielen von uns: Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten und trotzdem haben wir das Gefühl, wir haben nichts anzuziehen. Viel zu oft kaufen wir Kleidungsstücke. Aber nicht weil wir sie brauchen, sondern weil sie im Angebot sind oder weil sie uns glücklich machen sollen.
Kaufen macht nicht glücklich
Doch die Rechnung geht oft nicht auf. Sabrina Helm ist Wissenschaftlerin an der Universität in Arizona und hat in einer Studie untersucht, ob uns kaufen wirklich glücklich macht. Dafür hat sie 1.000 Studierende fünf Jahre lang immer wieder zu ihrem Konsumverhalten befragt.
"Menschen, die generell lieber reparieren als neu kaufen, sind gleichzeitig auch zufriedener.“
Das Ergebnis: Diejenigen, die weniger oder gar nicht eingekauft haben, waren glücklicher als ihre shoppingfreudigen Kommilitonen. Und übrigens auch als diejenigen, die nachhaltig eingekauft haben. Komplett auf den Klamottenkauf zu verzichten, macht also noch glücklicher als faire Bioklamotten einkaufen.
Leichter als gedacht
Das Fazit unserer Reporterin: Keine neuen Klamotten zu kaufen fiel ihr leichter als gedacht. Und sie hatte auch immer etwas zu anziehen, dafür musste sie nur etwas mehr Zeit in die Pflege ihrer alten Sachen investieren.
"Ich fand es erstaunlich einfach. Und außerdem habe angefangen, die Sachen, die ich schon habe besser zu pflegen."
Eine kleine Ausnahme hat unsere Reporterin vor Kurzem aber dann doch gemacht. Auf einem Konzert von Amilli hat sie sich so in die Bluse der Sängerin verliebt, dass sie nicht widerstehen konnte, als sie ihr zufällig in einem Laden in die Hände fiel. Auf alles muss man schließlich auch nicht verzichten. Aber für unsere Reporterin ist auch klar: Kaufen macht nicht glücklich.