OkularErste Computersoftware mit Öko-Label Blauer Engel
Computersoftware kann nachhaltig sein. Das Umweltsiegel Blauer Engel zertifiziert das erste Computerprogramm als umweltfreundlich. Oft werde unterschätzt, welchen Einfluss Programme auf die Geräte haben.
Öko-Label verbinden die meisten vermutlich mit physischen Produkten wie Lebensmittel, Kleidung oder andere Dingen, die wir im Alltag benutzen. Das Umweltzeichen Blauer Engel hat jetzt zum ersten Mal ein Computerprogramm als nachhaltig ausgezeichnet.
Es geht um Okular, einem Ansichtsprogramm für Dokumente wie PDFs, Bilder und E-Books. Die Computersoftware für Linux und auch Windows kommt von der Entwickler-Community KDE aus Berlin.
Geräte lange laufen lassen
Ein Nachhaltigkeitssiegel für Software zu vergeben scheint auf den ersten Blick überraschend, findet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll. "Denn Software an sich besteht aus digitalem Code, der nicht die Umwelt verschmutzt."
Anders als zum Beispiel bei Verpackungen oder Kleidung geht es bei Software weniger um die Herstellung oder Entsorgung der Software selbst, sondern darum, was sie mit dem Produkt macht, wofür sie eingesetzt wird: also mit den Computern und Smartphones.
Der Blaue Engel vergibt das Umweltzeichen für energieeffiziente und ressourcenschonende Software. Es muss also im Betrieb möglichst wenig Strom verbrauchen. Und auch andere sogenannte weiche Kriterien erfüllen, indem es zum Beispiel Sicherheitsupdates über einen langen Zeitraum anbietet und das kostenlos. Programme ohne Updates stellen ein Sicherheitsrisiko dar und sollten nicht mehr benutzt werden. Damit würden wiederum Ressourcen verschwendet werden.
"Software ist die Voraussetzung dafür, dass der Computer arbeiten kann. Sie ist also der Schlüssel für den Energieverbrauch von Computern, aber auch Smartphones."
Ähnlich kommt es dem Umweltzeichen darauf an, dass die Software auch auf Computern und Smartphones läuft, die fünf Jahre oder älter sind. Das soll sicherstellen, dass die Geräte lange benutzt werden können. Setzt ein Computerprogramm immer höhere Anforderungen für die Hardware voraus, kann das eben auch dazu führen, dass die Computer in der Tonne landen, weil aktuelle Software darauf nicht läuft. Damit wäre die Software nicht ressourcenschonend.
Für nachhaltige IT sensibilisieren
Bisher sei vielen laut Marina Köhn vom Umweltbundesamt nicht bewusst, welchen Einfluss Computersoftware auf die Hardware der Geräte habe. Programme würden dazu beitragen können, dass Hardware ausgemusterte werde.
Das Nachhaltigkeitszertifikat soll dazu beitragen, auch bei IT darauf zu achten, wie sehr sie Ressourcen schonen oder eben verschwenden. Auf EU-Ebene wird gerade darüber diskutiert, wie nachhaltige Produkte gefördert werden können. Daraus könnten dann ein Recht auf Reparatur folgen oder eine gesetzliche Vorgabe zur Langlebigkeit von Produkten, sagt Andreas Noll.
Das Umweltzeichen der Bundesregierung
Den Blauen Engel gibt es seit 1978. Es ist das Nachhaltigkeitszeichen der Bundesregierung, das eng mit dem Umweltbundesamt zusammenarbeitet. Bisher gibt es mehr als 20.000 Dienstleistungen und Produkte, die das Umweltzeichen tragen. Papier, Putzmittel oder auch Wandfarben gehören dazu, Lebensmittel nicht.