Nachhaltig reisenEin Flug ist so schädlich wie ein Jahr Auto fahren

Egal wie sehr wir auch sonst auf die Umwelt achten - schon ein Urlaubsflug macht unsere Ökobilanz futsch. Deutschland ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasen weltweit, Schuld ist der Tourismus.

Für die Lieblingsband einfach mal nach Dublin fliegen, weil man sonst nirgendwo die Gelegenheit hat, sie live zu sehen? Unser Moderator Paulus Müller macht das, aber er hat auch ein sehr schlechtes Gewissen dabei. Denn eine Analyse hat gezeigt, dass der Tourismus knapp ein Zehntel aller Treibhausgase verursacht. Außerdem ist Deutschland auf Platz 3 der größten Verursacher von Treibhausgasen, die durch das Reisen entstehen.

CO2-Bilanz von Flügen, Souvenirs und Essen

Für ihre Studie "The carbon footprint of global tourism" hat ein internationales Forscherteam für das Fachjournal Nature Climate Change detailliert ausgerechnet, welche Folgen Tourismus für unser Klima hat. 

Dabei schauten sie nicht nur auf Flüge und Hotels, sondern auf möglichst viele Faktoren, also zum Beispiel auch darauf, was Touristen essen und welche Souvenirs sie kaufen. Wer schonend mit der Umwelt umgehen möchte, sollte darauf achten, lokal hergestellte Souvenirs zu kaufen und essen, was vor Ort produziert wurde.

"Laut der Umweltorganisation Germanwatch ist ein Flug nach Teneriffa genauso klimaschädlich wie ein Jahr Autofahren."
Katja Scherer, Wissenschaftsjournalistin

Viele Menschen sind im Urlaub nachlässiger, was den Umweltschutz angeht, glaubt Petra Thomas vom Forum Anders Reisen, einem Wirtschaftsverband für nachhaltige Reiseveranstalter. Wissenschaftsjournalistin Katja Scherer meint, da ist was dran: "Ich glaube, es ist tatsächlich dieses 'Sich-etwas-gönnen', der Wunsch, alles machen zu können, was man will. Das ist so eine Grundeinstellung im Urlaub, weil man sich tatsächlich etwas gönnen möchte." 

Weniger fliegen besser für die Umwelt

Grundsätzlich gilt: Je seltener wir fliegen, desto besser. Vor allem beim Start und bei der Landung entstehen die meisten Emmissionen. Katja Scherer wendet zwei Faustregeln an, um nachhaltig zu reisen. Sie stellt sich zum einen die grundsätzliche Frage: Brauche ich den Flug wirklich? Und sagt: Wer surfen möchte, kann zwar zum Urlaubsort fliegen, es gibt aber auch Ziele, die per Auto erreichbar sind. 

Ziele, die ohne Flieger erreichbar sind

Außerdem versucht sie bei ihren Reisen eine Mischung aus Exotik und Umweltschutz zu finden. Beispielsweise kann man einen Deal mit sich selbst machen und sagen: Eine Fernreise pro Jahr ist okay, also fliege ich im Sommer zwei Wochen weg. Die anderen Urlaubstage können wir dann für Ziele verwenden, die wir auch ohne ein Flugzeug gut erreichen können: eine Radtour nach Holland machen oder zum Wandern nach Österreich fahren.

CO2-Verbrauch durch Spenden kompensieren

Wer aufs Fliegen oder auf Kreuzfahrten nicht verzichten möchte, kann seinen CO2-Ausstoß über Spenden kompensieren. Am besten ist es, Geld in Klimaschutzprojekt zu stecken, die ansonsten nicht finanziert werden würden, beispielsweise in den Bau von Solaranlagen.

Bei der Auswahl der Organisation sollte wir sorgfältig vorgehen, sagt Katja Scherer. Wichtig ist dabei, dass die Klimaschutzorganisationen, die wir unterstützen wollen, mit dem sogenannten Gold Standard ausgezeichnet sind. Den hat der World Wildlife Fund (WWF) gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium entwickelt. Außerdem sollte ersichtlich sein, in welches Projekt unser Geld genau fließt.

Allerdings nutzen nur zwei bis drei Prozent der Reisenden diese Möglichkeit, den CO2-Ausstoß zu kompensieren, sagt Dirk Reiser, Professor für Nachhaltigen Tourismus an der Hochschule Rhein-Waal. 

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