Ressourcen schonenNachhaltigkeit im Frühling: Balkon mit Wildpflanzen begrünen
Der Frühling steht in den Startlöchern und das heißt: Es wird Zeit, den Balkon oder Garten auf Vordermann zu bringen. Oft wird hier vergessen, dass nicht alle Pflanzen nachhaltig sind und auch bei der Erde gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Wer seinen Garten oder grünen Balkon nachhaltiger gestalten will, kann direkt bei der Erde anfangen. Diese sollte unbedingt torffrei sein, da zur Torfgewinnung Moore trockengelegt werden und dabei enorme Mengen an Treibhausgasen, die ursprünglich im Moor gespeichert waren, entweichen.
"Zur Torfgewinnung werden Moore trockengelegt. Und dabei entweichen enorme Mengen an Treibhausgasen, die ursprünglich mal im Moor gespeichert waren."
Pflanzen oder Kräuter, die in torffreier Erde stecken, müssen allerdings über das Jahr verteilt öfter gedüngt werden. Anstatt zum synthetischen Dünger, bei dessen Herstellung viel Energie und Ressourcen verbraucht werden, kann man zum Bio-Dünger aus organischem Material greifen. Und auch bei den Pflanzen selbst gibt es große Unterschiede.
Viele Pflanzen von weither importiert
Viele der Pflanzen, die in Garten-, Bau-, und Supermärkten angeboten werden, stammen aus Afrika oder Südamerika. Dort werden häufig die Mutterpflanzen gezüchtet und die kleinen Stecklinge davon werden dann mit dem Flugzeug nach Europa transportiert, erzählt Alexandra Rigos vom NABU-Landesverband Berlin. Nicht nur der CO2-Verbauch des Transports sei hier problematisch, sondern auch die Arbeitsbedingungen, unter denen die Menschen in Afrika arbeiten, seien fragwürdig.
Dazu komme, dass die Stecklinge dann bei uns in Deutschland im Gewächshaus mit viel Kunstdünger und teilweise auch Hormonen hochgepäppelt würden, sagt Alexandra Rigos. Viele davon würden nach dem Einpflanzen ziemlich schnell wieder eingehen.
"Die Stecklinge werden im Gewächshaus hochgepäppelt mit viel Kunstdünger, teilweise mit Einsatz von Hormonen, und wenn sie die dann auspflanzen, gehen die oft relativ schnell ein."
Robustere Pflanzen gibt es laut dem NABU in regionalen Gärtnereien zu kaufen. Dort kommen die Pflanzen schnell nach draußen und sind somit gut auf das Auspflanzen vorbereitet. Besonders nachhaltig arbeiten dabei Bio-Gärtnereien.
Wer nicht jedes Jahr neue Pflanzen nachkaufen möchte, kann zudem auf mehrjährige Pflanzen setzen: Lungenkraut, Vergissmeinnicht oder Storchenschnabel sind beispielsweise Frühlings-Stauden, die bald blühen werden.
Wildpflanzen sammeln
Eine weitere Möglichkeit, an nachhaltige Pflanzen zu kommen, bieten Tauschbörsen von Hobbygärtnerinnen- und -gärtnern, Zero-Waste-Gruppen im Netz oder einfach das Sammeln von Wildpflanzen. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Jeannette Cwienk hat beispielsweise auf ihrem Balkon Gundermann angepflanzt. Das ist ein Bodendecker, der in vielen Parks und Wiesen wächst und bereits im Frühling blüht.
Gundermann sieht am Balkon besonders schön aus, da er nicht sehr hochwächst, sich dafür aber schön blühend nach unten rankt, berichtet Jeannette Cwienk. Auch Waldbeeren bieten sich für den Balkon an. Bei Wildpflanzen sollte man unbedingt darauf achten, keine geschützten Pflanzen auszugraben. Außerdem wachsen sie sehr schnell und könnten so andere Pflanzen verdrängen. Für den Garten bieten sie sich deshalb eher nicht an.
"Ich würde Wildpflanzen nur in Kästen oder Töpfe setzen. Denn sie wachsen eben wie echtes 'Unkraut' und verdrängen schnell mal andere Pflanzen."
Wildpflanzen für heimische Insekten
Auf dem Balkon sind Wild-Stauden im Frühling aber nicht nur schön anzusehen, sondern auch gut für heimische Insekten wie Hummeln. Im Gegensatz dazu haben einjährige Balkonpflanzen aus dem Baumarkt wie beispielsweise Geranien weder Nektar noch Pollen. Das gilt auch für sogenannte gefüllte Blüten, wie sie viele neue Rosenzüchtungen haben, sagt Jeannette Cwienk. Die Staubblätter mit den Pollen werden dabei komplett von den Blütenblättern verdeckt und sind somit für Insekten nicht erreichbar.
Zero-Waste-Tipp: Friedhofspflanzen
Ein weiterer Tipp von Jeannette Cwienk: Einfach mal die Abfall-Container auf Friedhöfen durchsuchen. Viele Gräber werden nämlich im Laufe des Jahres immer wieder neugestaltet und gut erhaltene Pflanzen landen dann oft auf dem Müll. Mit nur etwas Pflege wachsen die meisten dieser Pflanzen zu Hause schnell wieder weiter.
Rechtlich ist das zwar eine kleine Grauzone, allerdings könne man davon ausgehen, dass Privatpersonen, die ihre Pflanzen wegschmeißen, den "Besitzwillen" daran aufgegeben haben. Sollten die Gräber durch einen Gartenbetrieb gepflegt werden, lohnt es sich, einfach mal nachzufragen.