CSU-Politiker Ozan IyibasAlevitischer Politiker: Role Model für die Christ-Sozialen
Ozan Iyibas wird im bayerischen Neufahrn CSU-Bürgermeisterkandidat. Er wurde einstimmig gewählt. Seine Partei müsse Menschen mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen offen stehen, findet er. Wir haben kurz vor der Wahl und danach mit ihm gesprochen.
Der selbstständige Unternehmensberater Ozan Iyibas (37) kann am 15. März 2020 bei den Kommunalwahlen in Neufahrn bei Freising der erste CSU-Bürgermeister mit muslimischem Glauben werden.
Das Votum für Ozan Iyibas bei der Nominierungsversammlung seiner Partei am 17. Januar war überaus deutlich, berichtet unser Korrespondent Michael Watzke, der bei der Abstimmung mit dabei war. Alle Anwesenden stimmten für den alevitischen CSU-Politiker – und das, obwohl die Wahl geheim war.
"Deutlicher ging nicht. Von 32 Stimmberechtigten stimmten 32 für Ozan Iyibas."
Er freue sich sehr – mit einer einstimmigen Wahl habe er aber nicht gerechnet, so Iyibas nach der Abstimmung. Dass seine Partei mit der Abstimmung ein Zeichen setzen wollte – der muslimische CSU-Politiker Sener Sahin hatte seine Kandidatur in einem anderen Wahlkreis wegen mangelnder Unterstützung seiner Partei zurückgezogen – glaubt Iyibas nicht. Seine Kompetenz und das Menschliche habe in Neufahrn im Vordergrund gestanden.
"Ich glaube, die Kompetenz und das Menschliche waren im Vordergrund."
Der 37-jährige CSU-Politiker ist in Freising geboren und lebt seit seiner Geburt in Neufahrn. Seine Eltern sind 1975 aus der Türkei eingewandert. Er ist Alevit. Das ist eine Glaubensrichtung, die dem Islam zugerechnet wird. Ihre Anhänger beten allerdings nicht in Moscheen. Eine Vielzahl der Regeln des Koran befolgen sie nicht.
Vorbehalte in der CSU überwinden
Auch Ozan Iyibas trifft auf Widerstand innerhalb der CSU – vor allem bei Menschen, die ihn nicht persönlich kennen, hat er uns in dem Gespräch erzählt, das wir vor seiner Nominierung, am Morgen des 17. Januar 2020, mit ihm geführt haben. Auf kommunaler Ebene habe er mit Vorbehalten weniger Probleme, negativen Widerhall bekomme er eher auf Kreis- und Landesebene. Das sieht er aber eher als Herausforderung.
"Ich merke im Ortsverband, in der Gemeinde Neufahrn, dass die Menschen, wenn sie mich kennen, überhaupt keine Vorbehalte haben."
Einige CSU-Mitglieder müssten ihre Vorbehalte gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund noch überwinden, sagt Ozan Iyibas. Er weist darauf hin, dass auch Markus Söder auf einem Parteitag nicht alle Parteimitglieder restlos überzeugen konnte.
"Abwegig wie eine Pfarrstelle in Mekka"
Der CSU-Politiker Peter Gauweiler hat etwa erst kürzlich gesagt, ein muslimischer Parteivorsitzender sei "so abwegig wie eine katholische Pfarrstelle in Mekka". Für Ozan Iyibas ist das ein ewig-gestriger Gedanke.
"Wir haben nun mal knapp 3,2 Millionen Menschen, die türkischstämmig sind. Und das muss sich auch in der politischen Landschaft widerspiegeln."
Ozan Iyibas erwartet, dass die CSU-Parteiführung türkischstämmigen Menschen muslimischen Glaubens auch das Bürgermeister-, Landrats- und Ministeramt, sowie eben auch das Amt des Parteivorsitzenden, zugesteht. Es brauche Rollenvorbilder für Menschen mit Migrationshintergrund – und genau das wolle er trotz aller Hindernisse auch sein.