"Muskel-Apotheke"Wie Myokine uns gesund halten

Sport ist wichtig für unsere Gesundheit. Myokine helfen uns zusätzlich, gesund zu bleiben. Diese Botenstoffe entstehen beim Sport in unseren Muskeln – und werden deshalb als "Muskel-Apotheke" bezeichnet. Sie können vor Alzheimer oder Krebs schützen. Doch viele Fragen rund um Myokine sind noch offen.

Der Begriff Myokin kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt "Muskelbewegung". Myokine sind Botenstoffe, die als Proteine oder kleine Moleküle über die Blutbahn an alle Organe im Körper transportiert werden.

"Erst in den vergangenen Jahren kam die Erkenntnis, wie viele dieser Muskelbotenstoffe es eigentlich gibt und wo im Körper die überall wirken – das ist wirklich Wahnsinn."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Erkenntnis, dass es viele verschiedene Muskelbotenstoffe gibt und wo sie im Körper wirken, ist relativ neu. Erst Anfang der 2000er-Jahre entdeckte die dänische Medizinerin Bente Klarlund Pedersen von der Universität Kopenhagen sie. Dabei ist Bewegung bei fast allen Erkrankungen schon immer als eine Therapieform bekannt.

Was können Myokine?

Eines der am besten erforschten Myokine ist das Interleukin-6. Der Stoff ist deshalb so interessant, weil er auf der einen Seite für Entzündungen sorgt, andererseits aber auch Entzündungen hemmen kann. Genauso kann es das Muskelwachstum ankurbeln, aber auch den Muskelabbau.

Bei stillen Entzündungen im Körper wie zum Beispiel bei einer Diabetes-Erkrankung oder krankhaftem Übergewicht ist der Interleukin-6-Spiegel dauerhaft erhöht. Dieser dauerhaft hohe Spiegel fördert Entzündungen und sorgt dafür, dass Muskeln eher abgebaut werden.

Wenn jedoch durch körperliches Training der Interleukin-6-Spiegel kurzzeitig in die Höhe getrieben wird, wirkt das entzündungshemmend. Das setzt dann Prozesse in Gang, die dafür sorgen, dass sich Zucker- und Fettstoffwechsel verbessern und Muskeln wachsen.

Myokinen können Stoffwechsel verbessern

Man weiß bei vielen Myokinen noch nicht genau, was sie können. Viele haben mehrere Funktionen in unserem Körper wie beispielsweise, weiße in braune Fettzellen umzuwandeln. Das verbessert den Stoffwechsel, denn braune Fettzellen verbrauchen Energie, um unsere Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.

"Es gibt sogar Hinweise, dass einige Myokine vor Parkinson, Alzheimer oder Krebs schützen könnten."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Einige Myokine fördern die Knochenbildung, andere unsere Konzentration und viele wirken auf unser Immunsystem. Es gibt Hinweise, dass einige Myokine vor Parkinson, Alzheimer oder Krebs schützen könnten. Zusammengefasst sind Myokine an fast allen Prozessen in unserem Körper beteiligt.

Kraftsport oder Ausdauersport, um Myokine zu bilden

Einige Forschende sagen: Nur Kraftsport sorgt für eine Myokinausschüttung. Andere sind da etwas differenzierter. Forschende kommen in einer großen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022 zu dem Schluss, dass man zu der Frage bislang keine genaue Aussage treffen kann, weil Studien nicht wirklich vergleichbar sind. Es gibt außerdem noch individuelle Faktoren, die eine Rolle spielen. Dazu gehören Ernährung, Allgemeinzustand und Umgebungstemperatur. "Ein Mix aus Ausdauer und Krafttraining nie verkehrt", rät daher Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin.

Die Forschung zu Myokinen ist also noch längst nicht am Ende. Julia Demann fasst daher zusammen: "Man will natürlich noch besser verstehen, wie welche Myokine wirken, wodurch sie ausgeschüttet werden und ob man sie auch gezielt als Medikamente nutzen kann. Das ist allerdings bisher noch nicht gelungen."