Musiker in den USARebellion im Kleinen
Viele Musiker in den USA haben im Wahlkampf eindeutig Stellung gegen Donald Trump bezogen. Seinen Einzug ins Weiße Haus konnten sie nicht verhindern. Für einige von ihnen geht der politische Protest aber weiter - mit weniger Glamourpotenzial und mehr politischer Basisarbeit.
Das Ziel für die meisten US-Musiker war klar: In diesem Herbst muss der Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus um jeden Preis verhindert werden. Also riefen sie ihre politische Meinung von der Bühne, nahmen politisch aufgeladene Songs auf oder spielten auf Wahlkampfveranstaltungen von Bernie Sanders und Hillary Clinton. Und wenn sie davon Wind bekamen, dass Donald Trump zu einem ihrer Songs ans Mikro trat, schalteten sie eine Armada von Anwälten ein, um das künftig zu verhindern.
Back to Basics
Gebracht hat das bekanntlich nichts. Und jetzt? Bei einigen Acts setzte ein Verhalten ein, das in der Popwelt sonst zu beobachten ist, wenn Musiker in eine Schaffenskrise geraten - Back to Basics. Aber anstatt sich mit Analogequipment in die Blockhütte im Wald zurückzuziehen, um der verflossen Liebe oder sinkenden Verkaufszahlen nachzutrauern, heißt das in diesem Fall: Keine Bühne, keine Fanboys oder Fangirls, die jede grenzdebile Ansage bejubeln. Stattdessen sammelt zum Beispiel die Indieband Minus the Bear auf ihrer Facebook-Seite Geld für die Non-Profit-Organisation Planned Parenthood - ohne deswegen viel Wind zu machen. Planned Parenthood betreibt in den USA Kliniken, die sich auf Sexualmedizin und Familienplanung spezialisiert haben - und die auch Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Eine Arbeit, die es unter der ultrakonservativen Trump-Administration sehr schwer haben dürfte.
Ein weiteres Thema mit wenig Glamourpotenzial: Kontakt zu lokalen Abgeordneten aufnehmen und eine Strategie für die Midterm-Elections in zwei Jahren entwickeln. Und dann geht es auch für Popstars ans Telefon oder auf den College-Campus, um potenzielle Wähler zu mobilisieren. Einer der Musiker, der das schon seit langer Zeit macht, ist Ed Droste, Frontmann der Indieband Grizzly Bear. Einst für Barack Obama, jetzt für Bernie Sanders. Das Thema, das Ed Droste gerade am meisten auf den Nägeln brennt: der Protest indigener Amerikaner gegen die Dakota Access Pipeline.
Empört war Ed Droste auch, als bekannt wurde, dass Unbekannte in New York einen Kinderspielplatz mit Hakenkreuzen beschmiert hatten. Keinen gewöhnlichen Kinderspielplatz, sondern einen, der dem verstorbenen Beastie-Boys-Mitglied MCA - aka Adam Yauch - gewidmet ist. Und dieses Ereignis rief dann sogar MCAs Bandkollegen Ad Rock, aka Adam Horowitz, auf den Plan, der sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. In einer bewegenden Rede an der Gedenkstätte für seinen verstorbenen Freund rief er dazu auf, sich gegen den Hass zu erheben.